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Corporate Publishing: Wie Unternehmen und andere Organisationen mit quasi-journalistischer Berichterstattung den öffentlichen Diskurs beeinflussen
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Koch
Fachliche Zuordnung
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung
Förderung von 2021 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 453706826
Fast alle großen Unternehmen und Organisationen, wie NGOs, Gewerkschaften oder Verbände, veröffentlichen eigene Medien. Im deutschsprachigen Raum werden diese Publikationen unter dem Begriff Corporate Publishing zusammengefasst. Insbesondere Kunden- und Mitgliedermagazine stellen dabei die auflagenstärksten Publikationen im Printbereich dar. Dabei lässt das Corporate Publishing die Konturen zwischen Journalismus und Public Relations (PR) verschwimmen: Die Publikationen fungieren einerseits als PR-Instrumente, die die partikularen Interessen des Auftraggebers kommunizieren, die Beziehungen zu Stakeholdern pflegen und den Absatz steigern sollen; andererseits entsprechen sie in ihrer thematischen, stilistischen und optischen Gestaltung journalistischen Publikationen, die Informationen und Unterhaltung liefern und von denen Rezipient*innen eine kritische, unabhängige und objektive Berichterstattung erwarten. Obwohl diese Entgrenzung keineswegs neu ist, weiß man über die Inhalte dieser quasi-journalistischen Publikationen und die dahinterstehenden Redakteur*innen bislang nur wenig. Das erstaunt umso mehr, weil die Publikationen mittlerweile zum Standardrepertoire der strategischen Organisationkommunikation gehören und ihre Reichweite massiv wächst. So existiert, von der Forschung weitgehend unbeachtet, eine Vielfalt unterschiedlichster unternehmerischer Publikationen, die im journalistischen Gewand den öffentlichen Diskurs maßgeblich beeinflussen könnten. Der vorliegende Antrag versucht diese Forschungslücke etwas zu schließen und schlägt vor, die Corporate Publishing Publikationen aus zweierlei Perspektiven zu analysieren. Einerseits soll eine quantitative Befragung (Teilstudie I) die Urheber*innen dieser Veröffentlichungen untersuchen: Wer sind die hinter den Publikationen stehenden Redakteur*innen, wie arbeiten sie und welches Selbstverständnis legen sie ihrer Arbeit zugrunde? Wie unabhängig ist die Berichterstattung von den Einflüssen der jeweiligen Organisation, welche berufsethischen Standards befolgen sie und inwiefern versuchen sie gezielt politische Entscheidungen zu beeinflussen? In einem zweiten Schritt soll eine quantitative Inhaltsanalyse (Teilstudie II) die Corporate Publishing Publikationen in Augenschein nehmen. Dabei hinterfragen wir zunächst, welche Inhalte die Publikationen fokussieren: Welches Themenspektrum decken die verschiedenen Publikationen ab und inwiefern konkurrieren sie mit journalistischen Medien? Zusätzlich wollen wir herausfinden, inwiefern die Magazine bestimmte Themen setzen und wie ausgewogen und unabhängig sie darüber berichten. Letztlich soll mithilfe beider Studien beantwortet werden, inwieweit Corporate Publishing-Publikationen politischen und gesellschaftlichen Einfluss ausüben.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen