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Wissenschaftliche Politikberatung zwischen epistemischer und legitimatorischer Funktion: Textprozeduren der Relevanz-, Zuständigkeits- und Verantwortungszuschreibung

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Armin Grunwald; Professorin Dr. Nina Janich
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 453708784
 
Das Ziel des Projekts ist es, eine auffällige Forschungslücke in der Erforschung wissenschaft-licher Politikberatung zu schließen. Letztere ist und war bereits vielfach Gegenstand insbesondere verschiedener Sozialwissenschaften. Umso mehr überrascht es, dass bislang kaum linguistische und erkenntnistheoretische Aus¬einandersetzungen mit politikberatenden Texten als sozio-epistemischer Praxis stattgefunden haben. Die durch das Projekt zu überprüfende Ausgangshypothese ist, dass Wissenschaft durch eine doppelte, epistemische und legitimatorische Funktion ihrer Beratungsleistung grundsätzlich in das Dilemma gerät, gleichermaßen wissenschaftliche Glaubwürdigkeit erhalten und politische Wirksamkeit entfalten zu müssen und dass sich dieses Dilemma je nach zugrunde liegenden wechselseitigen Rollen- und Zuständigkeitserwartungen in unterschiedlicher Weise ver- oder entschärft. Das Erkenntnisinteresse des Projekts richtet sich demnach darauf, wie sich die aktuelle Praxis wissenschaftlicher Politikberatung in Deutschland in Form, Inhalt und Funktion linguistisch und erkenntnistheoretisch genauer bestimmen lässt und wie sich das Ringen um epistemische Qualität und soziale Legitimierung sprachlich und inhaltlich auf die (Ko-)Konstruktion von Orientierungswissen in politikberatenden Texten niederschlägt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den in politikberatenden Texten nachweisbaren Textprozeduren: Welches Wissen, Nichtwissen oder kontroverses Wissen wird relevant gesetzt? Welche unterschiedlichen Rollen, Zuständigkeiten und Verantwortung werden Wissenschaft und Politik zugeschrieben? Wo im Spannungsfeld wissenschaftlicher Befunddarstellung, politischer Orientierung und konkreter Handlungsempfehlung ist aktuelle wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland mit ihren Texten zu verorten? Wie dynamisch gestaltet sie sich als sozio-epistemische Praxis vor dem Hintergrund der Erwartungen an und Kontroversen um wissenschaftliche Politikberatung? Inwiefern lassen sich insbesondere neuere Ansätze des reflexiven Dialogs mit der Politik, der Demokratisierung von Wissenschaft sowie des hermeneutischen Blicks auf unsichere Zukünfte im Sinne eines reflexiven Modells wissenschaftlicher Politikberatung nachweisen? Das Projekt soll damit einen interdisziplinär fundierten Beitrag zur innerwissenschaftlich nicht nachlassenden Kontroverse über die Verantwortung der Wissenschaft im Blick auf gesellschaftliche Herausforderungen und die öffentliche Kommunikation ihrer Erkenntnisse leisten. Mittelbar soll über die damit ermöglichte kritische Selbst- und Sprachreflexion der Wissenschaft auch zur öffentlichen Legitimierung von Wissenschaft als demokratischer Institution beigetragen werden. Die Analysen erfolgen an zwei exemplarischen Themen, Bioenergie und Wasser, und diesbezüglichen Texten ausgewählter deutscher Institutionen wissenschaftlicher Politikberatung aus den letzten zwanzig Jahren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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