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Die Rolle aufmerksamkeitsbasierter und metakognitiver Kontrollprozesse bei der Regulation des gedanklichen Abschweifens

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 453804677
 
Im Alltag erleben wir häufig, wie unsere Gedanken unwillkürlich weg vom Hier-und-Jetzt und hin zu persönlichen Inhalten und Gefühlen schweifen. Abschweifen manifestiert sich dabei oft in Form von Gedanken, die für die aktuelle Aufgabe nicht relevant sind. Solche aufgabenirrelevanten Gedanken (AIGn) können sich negativ auf die Leistung in kognitiven Aufgaben und auch in Alltagssituationen (etwa beim Lesen oder Autofahren) auswirken. Die Anfälligkeit für AIGn scheint mit der Arbeitsgedächtniskapazität zusammenzuhängen. Personen mit einer hohen Arbeitsgedächtnisspanne neigen weniger zu AIGn als Personen mit einer niedrigen Spanne. Da die Neigung zu AIGn kritisch für die Leistung in vielen Aufgaben ist, erscheint ein besseres Verständnis des Zusammenhangs zwischen Gedankenabschweifen und Arbeitsgedächtnis wünschenswert. Ansätze, die AIGn als ein Versagen der kognitiven Leistung ansehen, nehmen an, dass eine gute Arbeitsgedächtnisleistung darauf basiert, dass Aufmerksamkeitsprozesse besser kontrolliert werden können und daher auch mit einer besseren Fähigkeit zum Ausblenden von AIGn einhergeht. Unsere Forschung hat jedoch gezeigt, dass AIGn auch funktional sein können, etwa um zukünftige Ziele mental aufrechtzuerhalten. Wir argumentieren daher, dass eine flexible Anpassung von AIGn an die Aufgabenschwierigkeit adaptiver wäre als ein generelles Vermeiden von AIGn. Tatsächlich gibt es auch gute empirische Evidenz, dass Personen mit einer hohen Arbeitsgedächtniskapazität ihr Gedankenabschweifen stärker an die Aufgabenschwierigkeit anpassen und sich in ihrer Neigung zu AIGn nur bei schweren Aufgaben von Personen mit niedriger Arbeitsgedächtniskapazität unterscheiden. Was aber befähigt diese Personen dazu, ihre Neigung zu AIGn besser zu regulieren? Nach dem von uns vorgeschlagenen Kognitive-Flexibilität-Ansatz sollten Personen die AIGn gut regulieren können (a) ihre Aufmerksamkeit gut lenken können, (b) eine gute metakognitive Einsicht in ihre momentane Leistung während der Aufgabenbearbeitung haben und schließlich (c) auch überzeugt sein, dass Aufmerksamkeit generell steuerbar ist. Ziel des vorliegenden Projekts ist es zu testen, ob diese drei Variablen tatsächlich die Fähigkeit zur Regulation von AIGn bedingen und zu überprüfen ob der Zusammenhang von der Fähigkeit zur Regulation abschweifender Gedanken und der Arbeitsgedächtniskapazität auf Unterschiede in der Aufmerksamkeits- und metakognitiven Kontrolle zurückzuführen ist. Ein weiteres Ziel ist es, den Geltungsbereich des Kognitive-Flexibilität-Ansatzes auf die Anpassung von AIGn an Veränderungen der perzeptuellen Anforderungen zu erweitern. Da davon ausgegangen wird, dass eine Erhöhung der perzeptuellen Verarbeitungsschwierigkeit dazu führt, dass die Aufmerksamkeit automatisch auf die Aufgabe gelenkt wird, sollte die Regulation von AIGn an veränderte perzeptuelle Anforderungen nicht über kontrollierte Prozesse vermittelt werden und daher auch nicht von der Arbeitsgedächtniskapazität abhängig sein.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Anna-Lena Schubert
 
 

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