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Schelling in München (1811–1841). Hybride Nachlass-Edition

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Alte Geschichte
Evangelische Theologie
Griechische und Lateinische Philologie
Kunstgeschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 453904853
 
Ziel des Langfristvorhabens ist es, den letzten großen unpublizierten Nachlass eines Philosophen des Deutschen Idealismus erstmals umfassend aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit in einer hybriden Edition zugänglich zu machen: den Nachlass zu F.W.J. Schellings Münchener Phase (1811–1841). Dieser Nachlass ist weit über die philosophische Forschung hinaus bedeutsam: Zum einen führt Schelling, der späteste der idealistischen Denker, in dieser Phase die Allerklärungsansprüche traditioneller Systemformen sukzessive an ihre Grenzen und entwickelt demgegenüber eine neuartige Konzeption des Wissens, die Aspekten der Historizität und Positivität stärkere Bedeutung verleiht. Insofern wird Schelling zu einer zentralen Figur im Prozess einer Transformation des Wissens und der Wissenschaften im 19. Jahrhundert, die bis in heutige Wissenskulturen hinein wirkmächtig ist. Zum anderen erweitert Schelling zugleich die Formen des Wissens derart, dass er neue Forschungsfelder eröffnet und zum Impulsgeber und Gesprächspartner für zahlreiche Wissenschaftler anderer Disziplinen und Künstler wird, so aus der Altertumsforschung, Theologie, Rechts- und Geschichtswissenschaft, Physik und Biologie, aber auch der Malerei, Architektur und Literatur. Überdies ist Schelling in dieser Zeit stark wissenschaftspolitisch engagiert und hat somit auch praktisch und institutionell großen Einfluss auf Vernetzungs- und Transformationsprozesse der Kulturen des Wissens. Der bisher noch nicht systematisch erschlossene Nachlass Schellings (v.a. an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften) stellt dabei vor besondere Herausforderungen. In seiner Münchener Phase publiziert Schelling kaum größere Abhandlungen, er wirkt vor allem durch Vorlesungen und Korrespondenzen. Er arbeitet aber durchweg an einem nie publizierten Hauptwerk und produziert über 30 Jahre eine Vielzahl schwer entzifferbarer Konzepte zu seiner Philosophie der Weltalter, zur Philosophie der Mythologie und der Offenbarung. Insofern besteht das zu edierende Material aus einer großen Zahl heterogener und zudem ungeordneter Texte und Textsorten, vor allem Vorlesungsnachschriften, Konzepten, Tagebüchern und Briefen. Diesen besonderen Herausforderungen begegnet das Langfristvorhaben, indem es Schritt für Schritt die Materialien zu Schellings Münchener Phase chronologisch aufarbeitet und ihre Vernetzung untereinander sowie mit zeitgenössischen Diskursen zugänglich macht. Die Edition erfolgt digital (open access) und in einer Auswahl als Druckedition. Das Vorhaben wird kooperativ an zwei Standorten durchgeführt, die in besonderer Weise für Digital Humanities, editorische Expertise und Kompetenzen zur Philosophie Schellings ausgewiesen sind (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Bayerische Akademie der Wissenschaften München). Das Projekt kann somit auf Synergien zwischen klassischer Textedition, digitaler Editionstechnik und historisch-systematischer Kompetenz im Bereich der klassischen deutschen Philosophie aufbauen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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