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Koordinationsfonds
Antragstellerin
Professorin Dr. Claudia Wiesemann
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424883170
Die Forschungsgruppe „Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens“ geht der ethischen Frage nach der Zeitstruktur guten Lebens im Horizont neuer medizinischer Möglichkeiten nach. Vorstellungen guten Lebens stellen einen gedanklichen Fluchtpunkt einer ganzen Reihe von Forschungsfragen in Medizin, Ethik sowie den Sozial- und Kulturwissenschaften dar. Die Forschungsgruppe widmet sich diesen oft wenig reflektierten Hintergrundannahmen systematisch und interdisziplinär. Dazu untersucht sie, (1.) welche Beziehungen zwischen medizinischen Konzepten, Technologien und Praktiken einerseits und lebenspraktischen Orientierungen sowie normativen Vorstellungen von den zeitlichen Strukturen des menschlichen Lebens andererseits bestehen, (2.) wie der Zusammenhang von Medizin und Lebenszeit in wissenschaftlichen, lebens-weltlichen und (populär-)kulturellen Narrativen dargestellt und verhandelt wird und (3.) wie die dabei berührten zeitlichen Aspekte guten Lebens ethisch zu verstehen und zu bewerten sind. Die Untersuchung dieser innovativen Fragestellung geht exemplarisch von drei medizinischen Anwendungsfeldern aus, die unterschiedliche Phasen im Lebensverlauf betreffen: (a) der Problematisierung biographischer Phasen und Übergänge in der Behandlung chronisch Kranker im jungen und mittleren Erwachsenenalter, (b) den zeitlichen Planungs-, Steuerungs- und Optimierungsbemühungen im mittleren Lebensalter im Kontext der Fortpflanzungsmedizin sowie (c) der (Neu-)Verhandlung des Alterns in der Gesundheitsversorgung älterer Menschen.Die jeweils relevanten moralischen Erfahrungen, Einstellungen und Überzeugungen zur Zeitlichkeit guten Lebens werden in enger interdisziplinärer Kooperation von praktischer Philosophie, Medizinethik, Medizin, Neuerer deutscher Literatur- und Medienwissenschaft sowie Soziologie/Sozialpsychologie untersucht. Die Ergebnisse werden in der Perspektive einer empirisch und hermeneutisch informierten Ethik des guten Lebens in der Zeit zusammengeführt, die den soziokulturellen Bedingungen und Anwendungskontexten in ihrer Vielfalt und Wandelbarkeit Rechnung zu tragen sucht. Ziel ist es, ausgehend von konkreten Fallbeispielen ein ethisch reflektiertes Verständnis von den zeitlichen Bedingungen guten Lebens im Horizont medizinischer Möglichkeiten zu entwickeln. Die Gruppe wird in dreierlei Hinsicht innovative Forschungsleistungen erbringen: Sie analysiert zum einen interdisziplinär Zeitstrukturen guten Lebens aus der Perspektive sozial und kulturell unterschiedlich situierter Akteure. Sie untersucht zum zweiten diachron und synoptisch die bisher in der Medizin fachlich jeweils gesondert behandelten Lebensphasen und Altersstufen. Sie erreicht dies zum dritten auf der Basis einer methodisch innovativen Synthese philosophisch-ethischer, sozialempirischer und hermeneutischer Begriffe und Konzepte guten Lebens in der Zeit.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 5022:
Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens