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Das europäische Feld der Literatur: Strukturen, Prozesse und Netzwerke der Buchproduktion und -übersetzung in Europa
Antragsteller
Professor Dr. Christian Lahusen
Fachliche Zuordnung
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 454018841
Dieses Projekt widmet sich dem europäischen Feld der Literatur, um Prozesse und Strukturen der kulturellen Integration Europas soziologisch zu untersuchen. Buchmärkte sind zwar Globalisierungsprozessen unterworfen und verändern damit die Chancen lokaler Autoren und Buchproduzenten, da diese einem Wettbewerb ausgesetzt sind, der Ungleichheitsstrukturen zwischen Sprachräumen und Buchmärkten etabliert. Allerdings hat sich innerhalb von Europa ein eigenes Feld literarischer Produktion entwickelt, über dessen Wirkungsweise und Folgen, etwa für die genannten Ungleichheitsstrukturen, kaum etwas bekannt ist. Das Projekt verspricht daher einen wichtigen Beitrag zur kultur- und europasoziologischen Erforschung von Integrationsprozessen und ihren Folgen zu leisten.Das Projekt konzentriert sich auf Übersetzungen, denn an ihnen kann man die Strukturen und Funktionsweisen des europäischen literarischen Feldes empirisch und theoretisch am eindrücklichsten herausarbeiten und untersuchen. Das Projekt verfolgt dabei zwei übergreifende Ziele. Erstens sollen Daten über die Kontur und Struktur des Feldes gesammelt werden (z.B. die Intensität des kulturellen Austausches, die Ungleichheiten zwischen Sprachen und Ländern, die Abgrenzung zum außereuropäischen Raum). Zweitens soll untersucht werden, welche (ökonomischen, kulturellen, sozialen und politischen) Kräfte im europäischen Feld der Literatur konstitutiv und strukturbildend sind. In diesem Zusammenhang interessiert sich das Projekt dafür, welche Kooperations- und Verhandlungsformen, Regeln und Diskurse den Austausch in einem kulturell so vielfältigen Feld prägen. Der vorgeschlagene Arbeitsplan besteht aus vier Arbeitspaketen. Das Projekt soll mit einer Bestandsaufnahme verfügbarer Daten und Dokumente und einer Reihe von Experteninterviews beginnen. In einem zweiten Schritt sollen die Strukturen des europäischen literarischen Feldes anhand eines Datensatzes rekonstruiert werden, der alle übersetzten Bücher eines Jahres umfasst. Diese standardisierten Daten sollen einer Netzwerkanalyse unterzogen werden, um Übersetzungsströme zu ermitteln und mit Bezug auf relevante Kontextbedingungen zu erklären. Ein drittes Arbeitspaket wird sich der Analyse von Übersetzungsprozessen widmen, um die Kooperationen, Regeln und Diskurse sichtbar zu machen, die das europäische Feld prägen. Zu diesem Zweck soll auf qualitative Methoden (Interviews, Beobachtungen, Dokumentenanalysen, Situationsanalysen) zurückgegriffen werden. Abschließend soll eine Synthese und Triangulation der Ergebnisse über die Arbeitspakete hinweg erfolgen, um die komplexen Strukturen und Prozesse des europäischen literarischen Feldes adäquat zu beschreiben.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen