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Schellings Idee des Menschen. Die Identitätsphilosophie im Kontext von Idealismus und Spinozismus.

Antragsteller Dr. Thomas Kisser
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 454194103
 
Das Projekt soll Schellings Idee des Menschen im Rahmen seiner Rezeption Spinozas klären. Das erste Mal soll dabei der Text des "Würzburger Systems" von 1804, des zentralen und bis heute kaum untersuchten Textes der Identitätsphilosophie, einer umfassenden Interpretation unterzogen werden. Die Konzeption des Menschen - so die These - wird hier zur Grundlage einer Philosophie, die sich als Alternative und Kritik der Theorie der Subjektivität, wie Schelling sie bei Kant und Fichte ausgeführt sieht, versteht. Damit wird in einem historischen und systematischen Sinn die Entstehung der philosophischen Anthropologie zum Thema. Schelling ist dabei wesentlich inspiriert von Spinozas Konzeption leib-seelischer Identität und dessen Monismus und gerät damit in einen klaren Gegensatz zu humanistischen und "moralischen" Theorien des Menschen, die zum Diskurs der Subjekts gehören, und denen er mit Spinoza eine Philosophie expressiver Spontaneität entgegensetzt. Auf dieser Basis sucht Schelling eine Neubegründung der sozialen Dimension, die nach seiner Ansicht in der Moderne verloren gegangen ist und wofür die Theorien der Subjektivität nur ein Symptom bilden. Mit dieser Programmatik gibt Schelling nicht nur eine neue und zusammenhängende Konzeption der Natur und des Menschen, sondern auch der Wissenschaften, der Kunst, der Religion und schließlich des Staates. Diese umfassende "Politik der Philosophie" mit dem Ziel einer Aufhebung der Pathologien der Moderne ist der eigentliche Kern des sogenannten Identitätssystems. Dessen Konzeption beruht nicht auf einem anonymen Ganzen, Gott oder das Absolute genannt, sondern auf einer Konzeption des Menschen, der fähig ist, in der Immanenz der Wirklichkeit Perspektiven auf das Ganze zu entfalten und dabei selbst als Perspektive aller Perspektiven oder Idee aller Ideen verstanden wird. Diese Hypothese bedarf der sorgfältigen Prüfung, denn sie widerspricht allen Interpretationen der Identitätsphilosophie seit ihrem ersten Erscheinen 1801. Schelling nimmt in der Ausarbeitung der Identitätsphilosophie eine Entwicklung, die ihn als Denker der Vielfalt und Perspektivität zeigt, die sich vor allem in dem sogenannten Würzburger System niederschlägt und bis heute nicht zur Kenntnis genommen wurde. Damit stellt sich auch die Frage, wieviel Kritik des Anthropomorphismus die philosophische Anthropologie benötigt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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