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Medicinae Alumni Vitebergenses (MAV). Eine prosopographische Untersuchung der medizinischen Alumni der Leucorea und ihrer Bedeutung für die Entwicklung und Verbreitung einer reformatorisch geprägten Medizin (1502–1648)
Antragsteller
Professor Dr. Michael Stolberg
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 454652552
Dieses Projekt verbindet zwei Ziele, nämlich 1) eine systematische und umfassende prosopographische Analyse aller späteren Ärzte, die an der Universität Wittenberg von deren Gründung im Jahre 1502 bis zum Jahr 1648 Medizin oder/und Philosophie studierten, und 2) die Untersuchung der Bedeutung der Wittenberger medizinischen Alumni für die Entwicklung und Verbreitung einer mehr oder weniger spezifisch wittenbergischen Medizin, also einer Medizin, die von den Wittenberger Reformatoren und ihrer Theologie und Anthropologie maßgeblich beeinflusst wurde. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit den Projekten Corpus Inscriptorum Vitebergense (CIV) und Theologiae Alumni Vitebergenses (TAV) konzipiert, die beide bereits von der DFG gefördert werden, sowie mit einem Projekt zu Jurisprudentiae Alumni Vitebergenses (JAV), das demnächst (erneut) eingereicht wird. Die prosopographische Analyse wird sich mit der sozialen und geographischen Herkunft, , mit typischen Karrieremustern und den finanziellen Verhältnissen sowie mit biographischen Aspekten befassen, die auf einen spezifischen Einfluss der in Wittenberg verbrachten Zeit auf das spätere Leben hindeuten, wie z.B. die Wahl anderer Universitäten und des Ortes der späteren beruflichen Tätigkeit, Stellungen als Stadt- oder Leibärzte oder auch als Professoren oder Schulmänner und Netzwerke und persönliche Beziehungen zu anderen Ärzten und Gelehrten sowie zu Fürsten und Mäzenen und Arbeiten. Für jeden Alumnus wird zudem eine Liste seiner Publikationen erstellt. Die gewonnenen Daten werden über die Datenbank des CIV via Internet frei zugänglich sein. Ausgehend von der prosopographischen Analyse soll die Bedeutung der Wittenberger Medizin-Alumni für die Entwicklung und Verbreitung einer spezifisch wittenbergischen Medizin untersucht werden. Zunächst sollen insgesamt ihre Präferenzen für bestimmte Themengebiete untersucht und nach ihrem besonderen Interesse an Themen gefragt werden, die besonders enge Verbindungen zur Theologie und Anthropologie der Reformatoren aufwiesen. Dazu zählen insbesondere Themen wie die Beseelungslehre (Traduzianismus vs. Sukzessivbeseelung Tage oder Wochen nach der Empfängnis), Phänomene im Grenzbereich zur Dämonologie, wie „Ekstase“, also die zeitweise Entfernung der Seele aus dem lebenden Körper, Halluzinationen und Lykanthropie, die Lehre von den Affekten als der körperlichen Grundlage des religiösen Glaubens als Gefühl und die Anatomie als Beweis der Großartigkeit der göttlichen Schöpfung. Ein kleine Auswahl von Texten, die aufgrund der vorangehenden sondierenden Untersuchungen für die Frage nach einer spezifischen wittenbergischen Medizin besonders aussagekräftig erscheinen, soll im Detail analysiert und mit den einschlägigen Ausführungen anderer Autoren verglichen werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen