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Potenziale einer Sammlung. Spuren lesen, Beziehungen wahrnehmen und Miteinander teilen

Antragstellerin Dr. Gertrud Boden
Fachliche Zuordnung Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 454798691
 
In dem Projekt geht es um eine Sammlung von Dokumenten zur Sprache und Kultur der Khwe, einer indigenen, ehemaligen Jäger-Sammler-Bevölkerungsgruppe im südlichen Afrika, und um die gemeinschaftliche Bearbeitung mit und im Sinne von Khwe als Nachkommen der Herkunftsgemeinschaft. Das Projekt verfolgt dabei einen innovativen und integrativen Ansatz, der zugleich historisch kontextualisierend (Spuren lesen), regional vergleichend (Beziehungen wahrnehmen) sowie kollaborativ und dekolonisierend (Miteinander teilen) ist und anerkennt, dass die Beschäftigung mit Geschichte und Gewordenheit der gesammelten Dokumente und die Dekolonisierung oder Indigenisierung ihrer Erforschung und Interpretation zusammengehören (vgl. Scott 2012). Das Spuren lesen als Ursprung von Wissenschaft (Liebenberg, 1995), relationale Ontologien d.h. ein auf Beziehungen und Zusammenhänge fokussiertes In-der-Welt-Sein, (Guenther 2015, 2020) sowie das Teilen oder gemeinsame Nutzen von Ressourcen (Widlok, 2017) wurden als zentrale kulturelle Errungenschaften von Jäger-Sammler-Gemeinschaften im Allgemeinen und von San, den indigenen, ehemaligen Jäger-Sammler-Gemeinschaften im südlichen Afrika, im Besonderen identifiziert. Das Arbeitspaket "Spuren lesen" verfolgt nach, wie die Dokumente der Sammlung zustande kamen. Hierzu werden sowohl die kulturellen Zeugnisse selbst auf Spuren von Arbeitsroutinen und Denkweisen untersucht als auch archivalische Sachakten und Zeitzeugen befragt. Im Arbeitspaket "Beziehungen wahrnehmen" werden die von Oswin Köhler bei der Ordnung von Texten und anderen Dokumenten angewandten akademischen Kategorien hinterfragt und eruiert, wie Khwe Beziehungen und Zusammenhänge zwischen Wesen und Phänomenen wahrnehmen, verstehen, empfinden oder erleben und wie sich die gewonnenen Erkenntnisse in regional-vergleichende Arbeiten zu relationalen Ontologien anderer San einordnen lassen. Das Arbeitspaket "Miteinander teilen" erkundet, welche Deutungen die Dokumente erfahren, wenn Khwe mit ihnen arbeiten und dazu forschen und wie die Sammlung ebenso wie die im Entstehen begriffene Sammlungsdatenbank langfristig mit und im Sinne von Khwe gestaltet werden kann. Zusammengefasst geht es darum zu erkunden, wie sich historische Kontextualisierung, neuere Forschungen zu Ontologien von San im Regionalvergleich sowie Ansätze zur Dekolonialisierung oder Indigenisierung von Sammlungen und Archiven gegenseitig methodisch und theoretisch befruchten und befördern können und wie dadurch Potenziale und Aussagekraft der Sammlung erweitert und bereichert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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