Detailseite
Projekt Druckansicht

Biograph(i)en des Reichs? Zum Werk- und Selbstverständnis von Constantin von Wurzbach und Aleksandr A. Polovcov

Antragstellerin Nora Mengel
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 455319401
 
Das lange 19. Jahrhundert war ein Zeitalter biographischer Großprojekte. Auch in den Imperien im zentralen und östlichen Europa lassen sich vergleichbare Initiativen beobachten. In der Habsburgermonarchie begann Constantin von Wurzbach Das Biographische Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (1856-1891) herauszugeben, während sich im Russländischen Reich Aleksandr A. Polovcov der Konzipierung des Russkij Biografičeskij Slovar' (1896-1918) widmete. Bislang wurden diese Lexika in der Historiographie vorrangig als Hilfsmittel genutzt und fälschlicherweise als Nationalbiographien bezeichnet. Die Dissertationsschrift betrachtet sie mittels historischer Diskursanalyse und erzähltheoretischer Methoden im Rahmen der neueren komparatistischen Imperienforschung erstmals als Quellen sui generis. Der Vergleich der Werke erfolgt mit Blick auf drei wesentliche Punkte: Erstens, interessieren die Biographien der beiden Herausgeber sowie ihre Reichsauffassungen. Zweitens, wird die Editionsgeschichte der beiden Werke reflektiert, um Parallelen und Unterschiede im Entstehungsprozess zu beleuchten. Drittens, werden beide Werke als imperiale Identifikationsangebote gelesen und die ihnen innewohnenden (regionalen, nationalen, sozialen, religiösen etc.) Gemeinschaftsvorstellungen herausgearbeitet. Dadurch ist es gelungen, die Matrix beider Sammelbiographien zu entschlüsseln. Es stellt sich heraus: Im RBS und BLKÖ sollten konkrete Mechanismen zur Anwendung kommen, die Gesamtstaatsbewusstsein generierten. So erschufen Wurzbach und Polovcov mit ihren biographischen Lexika spezifische kulturelle Funktionsgedächtnisse auf der Grundlage von unterschiedlichen Raum- und Zeitwahrnehmungen. Die Arbeit leistet einen innovativen Zugang zur Erschließung von Reichssemantik aus akteurszentrierter Perspektive und liefert neue für die Biographieforschung und Imperiengeschichtsschreibung relevante Erkenntnisse.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung