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Der Einfluss früher islamischer Philosophen auf die islamische Magie am Beispiel der Ġāyat al-ḥakīm und des Šams al-maʽārif al-kubrā

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 455936232
 
Aktuell besteht ein wachsendes wissenschaftliches Interesse an den okkulten Wissenschaften im Islam, zu denen auch die Magie zu rechnen ist. Magische Vorstellungen und Praktiken spielen bis heute in den Glaubens- und Lebenswelten des Islams eine große Rolle. Das gilt für den sog. Volksglauben ebenso wie für weite Teile der islamischen Religion und Kultur. Die Magie war zunächst stark von synkretistischen Vorstellungen durchdrungen, formierte sich aber nach und nach zu einem eigenständigen, islamisch geprägten Wissenszweig, zu dem die islamischen Philosophen in hohem Maß beitrugen.Diese Entwicklung und Herausbildung der islamischen Magie ist bisher unerforscht: Wie kam es dazu, dass die islamischen Philosophen aus der Blütezeit des Islams, deren autoritative Strahlkraft auf die gesamte islamische Gelehrsamkeit unbestritten ist, ein besonderes Interesse an „verborgenem Wissen“ entwickelten? Wie gingen sie vor, um dieses Wissen zu entschlüsseln? Wie vollzog sich der Ideentransfer der philosophischen Vorstellungen zu denen der Magier? Diese Fragen stehen im Zentrum des Forschungsvorhabens. Die Quellenbasis bilden die philosophischen Werke von al-Kindī (gest. um 870), al-Fārābī (gest. 950), Ibn Sīnā (gest.1037) und al-Ġazālī (gest. 1111), in denen sie ihre kosmologischen, ontologischen oder mystischen Vorstellungen ausgeführt haben. Die vier Philosophen eint, dass sie in ihren Werken Wege zu „verborgenem Wissen“ aufzuzeigen suchen, wie der Mensch auf Geschehnisse in der Welt Einfluss nehmen kann. Ihr Anspruch steht im auffälligen Kontrast zur islamischen Lehre, dass die geschaffene Welt nie ihrer eigenen, sondern nur der göttlichen Bestimmung folgt. In einem zweiten Schritt werden mit zwei Grimoires - das in das 10./11. Jhd. zu datierende astralmagische Werk Ġāyat al-ḥakīm sowie das mystisch geprägte Werk Šams al-maʿārif, das im 15./16. Jhd. kompiliert wurde – zwei besonders populäre Zauberbücher untersucht: Wie werden in ihnen die Ideen der Philosophen rezipiert und weiterentwickelt; wie gehen die Verfasser der magischen Werke vor, um „verborgenes Wissen“ zu entschlüsseln.Ziel des Vorhabens ist es, den historischen Verquickungsprozeß der (genuin) islamischen philosophischen Vorstellungen mit magischen Werken nachzuzeichnen, der zur Ausformung der islamisch geprägten Magie wesentlich beitrug. Vor dem Hintergrund eines in den letzten Jahren zunehmendem wissenschaftlichen Interesse an den okkulten Wissenschaften, insbes. der dazu zählenden Magie, soll ein Beitrag für ein tieferes historisches Verständnis der inner-islamischen Entwicklung und Diskurse zur Magie geleistet werden, die bis in die Gegenwart reichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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