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Die Bedeutung von Subjektivität und Emotionalität in Gesprächen über Literatur im Deutschunterricht (SEGEL)
Antragsteller
Professor Dr. Jörn Brüggemann; Professor Dr. Volker Frederking; Professor Dr. Benjamin Nagengast; Professor Dr. Ulrich Trautwein
Fachliche Zuordnung
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456079881
Gespräche über literarische Texte sind ein zentraler Bestandteil des Deutschunterrichts. Empirisch erforscht sind sie bislang allerdings kaum. Das beantragte SEGEL-Projekt soll einen Beitrag zur Beseitigung dieses Desiderates leisten. Im Mittelpunkt von SEGEL wird die empirische Überprüfung der in der Literaturdidaktik verbreiteten Annahme stehen, dass Subjektivität und Emotionalität in Gesprächen über Literatur von besonderer Bedeutung für deren Gelingen sind. In einer Vorgängerstudie – ‚Ästhetische Kommunikation im Literaturunterricht‘ (ÄSKIL) – hatten sich empirische Hinweise ergeben, dass subjektive und emotionale Aktivierungen in literarischen Gesprächen tatsächlich positive Effekte z.B. im Bereich subjektiver Involviertheit (d = 0,61), thematischer Relevanz (d = 0,60), Figuren-Empathie (d = 0,85) und emotionaler Bedeutung (d = 1,11) haben. Die fehlende Randomisierung beeinträchtigte allerdings die Validität der Studie. Im Erstantrag von SEGEL wurde diese Schwäche beseitigt, allerdings ohne hinreichende Trennung von Einflussfaktoren. Im neu eingereichten Antrag ist SEGEL deshalb als randomisierte kontrollierte Interventionsstudie angelegt, in der ‚Gesprächstyp‘ und ‚Interaktionsform‘ als zwei separate Wirkfaktoren empirisch erforscht werden. Beim ersten Faktor, Gesprächstyp, wird zwischen ‚kognitiv orientierter Kommunikation im Literaturunterricht’ (KOKIL) und ‚subjektiv, emotional und kognitiv orientierter Kommunikation im Literaturunterricht’ (SEKOKIL) unterschieden. Beim zweiten Faktor, der Interaktionsform, werden lehrerzentrierte und schülerzentrierte Interaktionsformen als Einflussgrößen experimentell variiert. In SEGEL werden mithin in einem zweifaktoriellen Design vier Treatmenttypen empirisch untersucht. Die Effekte der Interventionen sollen mithilfe bewährter Erhebungsinstrumente sowie adaptierter Verfahren erfasst werden, die im Rahmen einer Vorstudie im Cognitive Lab (N=28) und in einer Pilotierungsstudie (N=300) überprüft und optimiert werden. An der Hauptstudie nehmen in den vier Treatmenttypen sowie einer unbehandelten Wartekontrollgruppe insgesamt ca. 2250 Schüler(innen) und ca. 90 Lehrkräfte aus ca. 90 Klassen (Jahrgangsstufe 9/10 mit je ca. 25 Schüler(inne)n) aus 26 Gymnasien in Bayern und Niedersachsen teil. In einem ersten Schritt ist in der Hauptstudie die Replikation der ÄSKIL-Studie in einem zweifaktoriellen Design unter randomisierter Zuweisung der Schulen und der Klassen zu den Treatments geplant, im zweiten Schritt soll die Wirkung von Gesprächstyp und Interaktionsform über einen Zeitraum von mehreren Wochen an zwei weiteren Interventionszeitpunkten untersucht werden. Die Auswertung berücksichtigt die komplexe Mehrebenenstruktur des Designs und umfasst neben der Schätzung der Effekte des Treatments auch Mediations- und Moderationsanalysen. Auf dieser Basis soll SEGEL empirische Evidenz in einem zentralen Forschungsfeld der Literaturdidaktik ermöglichen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen