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Die Kosten von Zielsetzung bei der Arbeit: Wiederholte Zielsetzung, Zielverfehlung und ungünstige Effekte auf Affekt, Motivation und Verhalten

Antragstellerin Professorin Dr. Nina Keith
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456272300
 
Gemäß der Zielsetzungstheorie erhöht das Setzen von hohen spezifischen Zielen, verglichen mit niedrigen, gar keinen oder vage formulierten Zielen (z.B. ergebnisbezogene Ziele bei der Arbeit), Motivation und Leistung. Diese Grundannahme wird durch hunderte Untersuchungen gestützt. Entsprechend hat sich die Zielsetzungstheorie zu einem festen Bestandteil der Management-Ausbildung und der organisationalen Praxis entwickelt (z.B. Zielvereinbarungsgespräche und Management-by-Objectives). In den letzten Jahren befasst sich die Forschung aber zunehmend auch mit der dunklen Seite von Zielsetzung, d.h. mit möglichen unerwünschten Effekten, die durch ausgiebige Nutzung von Zielsetzungen entstehen könnten, wie etwa erhöhtes Stresserleben, Demotivierung oder unethisches Verhalten. Dieser Projektantrag konzentriert sich auf bisher wenig erforschte Aspekte, nämlich die längerfristigen Effekte wiederholter Zielsetzung und das mit hohen Zielen verbundene Risiko der Zielverfehlung. Insbesondere dürften hohe Ziele zwar die unmittelbare Leistung verbessern, die längerfristige Leistung könnte aber leiden, da hohe Ziele auch zu mehr Zielverfehlungen führen, was sich wiederum ungünstig auf Affekt, Motivation und Leistung auswirkt. In einem Kurzzeitprojekt, haben wir zwei Experimente und eine umfragebasierte Felduntersuchung durchgeführt, die einerseits unsere Annahmen zu Zielsetzung, Zielverfehlung und ihre potentiellen negativen Effekte untermauern. Andererseits sind einige Fragen offengeblieben sowie neue Fragen aufgeworfen worden, welche in der hier beantragten Forschung behandelt werden sollen, und zwar anhand einer Reihe von Labor- und Online-Experimenten sowie einer kombinierten interview- und umfragebasierten längsschnittlichen Felduntersuchung. Insbesondere sollen die folgenden Forschungsfragen untersucht werden: (1) Gibt es einen paradoxen Effekt von Zielsetzung in dem Sinne, dass hohe Ziele gleichzeitig leistungsförderlich (direkter Effekt) und leistungshinderlich (indirekter Effekt über erhöhte Zielverfehlung und damit verbundene Demotivierung) sind? (2) Wie können Leistungsziele derart formuliert werden, dass Zielverfehlungen nicht als Bedrohung des Selbstwerts wahrgenommen werden, mit den damit verbundenen ungünstigen Effekten auf die künftige Motivation und Leistung? (3) Sind ungünstige Effekte von Dauer (oder verstärken sich sogar über die Zeit) oder sind sie zeitlich beschränkt auf den Zeitpunkt der Zielverfehlung (d.h. eine vorübergehende Reaktion auf die Zielverfehlung ohne längerfristige Konsequenzen)? Erkenntnisse dieser Forschung könnten Anhaltspunkte liefern, wie Zielsetzungsinterventionen in der organisationalen Praxis derart gestaltet und verbessert werden können, dass sie sowohl leistungszuträglich sind als auch längerfristige organisationale Konsequenzen und das Wohlbefinden von Mitarbeitenden berücksichtigen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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