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Cochlea-Implantate, Sprachwahrnehmung und kognitive Belastung

Fachliche Zuordnung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Audiologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456292388
 
Cochlea-Implantate (CI) ermöglichen das Verstehen von gesprochener Sprache für Menschen mit hochgradigem Hörverlust. Allerdings ergeben sich aufgrund der limitierten Signalübertragung Probleme in akustisch schwierigen Situationen, z.B. wenn mehrere Personen gleichzeitig sprechen. Solche sogenannten „Cocktail-Party“ Situationen sind wichtig für die soziale Teilhabe, stellen jedoch hohe Anforderungen an die auditive Verarbeitung. Darüber hinaus sind kognitive Fähigkeiten von Bedeutung, da die perzeptive Belastung in akustisch schwierigen Situationen zur Beanspruchung kognitiver Ressourcen führen kann – ein Effekt, der mit einer Erhöhung der Höranstrengung einhergeht. Der Erfolg einer Versorgung mit Cochlea-Implantaten wird mit sprachaudiometrischen Untersuchungen determiniert, die allerdings aus verschiedenen Gründen nur eingeschränkt die Sprachwahrnehmung im Alltag widerspiegeln. Ein wesentlicher Grund ist, dass Alltagskommunikation typischerweise unter einer gewissen kognitiven Belastung abläuft, die insbesondere Aufmerksamkeit und Gedächtnis betrifft: In Situationen mit mehreren Sprechern ist oft nicht klar, wer als nächstes spricht, so dass mehrere potenzielle Informationsquellen gleichzeitig berücksichtigt werden müssen, um die relevante Information zu extrahieren. Darüber hinaus ist es notwendig erinnern zu können, welcher Kommunikationspartner zuvor welche Äußerung getätigt hat. Solche kognitiven Belastungen beim Sprachverstehen in akustisch schwierigen Situationen wurden bei CI-Nutzern bislang noch nie systematisch untersucht. Daher fehlt ein wesentliches Bild zur Beurteilung der Sprachwahrnehmung mit CI unter alltagsrelevanten Bedingungen. Diese elementare Lücke soll das beantragte Projekt schließen, indem die Sprachwahrnehmung bei unterschiedlicher kognitiver Belastung determiniert und die zugrundeliegenden Mechanismen beschrieben werden. Dabei werden individuelle kognitive Leistungen der CI-Nutzer einbezogen, die für das Sprachverstehen in Cocktail-Party Situationen eine wichtige Rolle spielen können, bisher aber nur wenig Berücksichtigung finden. Darüber hinaus wird mit unterschiedlichen Methoden die Höranstrengung bestimmt und mittels Aufzeichnung der Blickbewegungen die Fähigkeit erfasst, konkurrierende Sprecher differenzieren zu können. Die Kernhypothese bei diesem Projekt ist, dass die Kombination von perzeptiver und kognitiver Belastung bei CI-Nutzern negative Auswirkungen auf das Sprachverstehen hat und zu einer erheblichen Höranstrengung führt, individuelle kognitive Leistungen dem jedoch entgegenwirken können. Durch die Einbeziehung von Sprachverstehen, Höranstrengung und kognitiven Leistungen wird erwartet, dass das Projekt neue Horizonte bezüglich einer ganzheitlichen Beschreibung der Mechanismen bei der Sprachwahrnehmung mit Cochlea-Implantaten in alltagsrelevanten Situationen eröffnet. Damit ermöglicht es signifikanten Vorschub bei der Weiterentwicklung ökologisch valider diagnostischer und rehabilitativer Maßnahmen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Niederlande
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professorin Dr. Deniz Baskent; Dr. Thomas Koelewijn
 
 

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