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Kognitive Prozesse beim Lesen in verschiedenen Sprachen
Antragstellerin
Dr. Xenia Schmalz
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456356582
In einer klassischen Studie fanden Seymour et al. (2003) erhebliche Unterschiede in der Schnelligkeit des Leseerwerbs zwischen Kindern mit 12 verschiedenen Muttersprachen (Seymour et al., 2003). Weitere Studien fanden auch sprachübergreifende Unterschiede bei kognitiven Leseprozessen bei Erwachsenen (zusammengefasst in Schmalz et al., 2015). Dieser Unterschied wird meistens auf Orthografische Tiefe zurückgeführt. Orthografische Tiefe beschreibt die Transparenz einer Orthografie: in opaken Orthografien, wie im Englischen, haben geschriebene Einheiten oft mehrere mögliche Aussprachen (z.B. -ough in 'tough', 'though', 'through'). Europäische Sprachen (und die entsprechenden Orthografien) unterscheiden sich auch in anderen Eigenschaften. Zum Beispiel gibt es Unterschiede in den durchschnittlichen Längen der Wörter (vgl. deutsch "Kühlschrank" vs. englisch "fridge"). Auch die morphologische Komplexität unterscheidet sich. In morphologisch komplexen Sprachen können Wörter oft in Einheiten unterteilt werden, die Informationen über die Bedeutung des Wortes enthalten (z.B. "kühl" + "Schrank"). Bisher fehlt eine umfassende Übersicht über solche orthografischen Variablen und wie sie den Leseerwerb und die kognitiven Leseprozesse bei Erwachsenen beeinflussen. Das Ziel des aktuellen Projekts besteht aus drei Teilen:(1) Eine Quantifizierung von linguistisch-orthografischen Variablen in 13 europäischen Orthografien aus 3 indoeuropäischen Zweigen,(2) Eine empirische Untersuchung, wie diese Variablen den Leseerwerb beeinflussen und(3) Studien die feststellen, welchen Einfluss diese Variablen auf die kognitive Leseprozesse bei Erwachsenen haben. Die Ergebnisse sollen einen Einblick in die sprachlichen und orthographischen Eigenschaften ermöglichen, welche die Leseprozesse erleichtern oder erschweren. Langfristig wird dies zu der Entwicklung von effektivem Leseunterricht sowie Förderunterricht für Kinder mit Leseschwäche dienen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen