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Der Kampf gegen industrielle Wasserverschmutzung im ausgehenden Zarenreich (1870-1917)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456463717
 
Das Projekt widmet sich der Geschichte der Wasserverschmutzung durch die Industrie, eines der wichtigsten Themen der Gegenwart. Die Verunreinigung des Wassers mit giftigen oder potenziell gefährlichen Abfällen verursacht eine Vielzahl aktueller ökologischer Probleme, vom globalen Klimawandel bis zur Zerstörung lokaler Landschaften und Ökosysteme. Wie Umweltverschmutzung verstanden und bewältigt wird, hängt wesentlich von sozialen und kulturellen Faktoren ab. Welche Priorität wird beispielsweise dem Wirtschaftswachstum gegenüber den Bürgerrechten eingeräumt? Welche Wechselbeziehungen gibt es zwischen der Staatsmacht und der Gesellschaft bzw. verschiedenen sozialen Gruppen? Die Geschichtswissenschaft kann durch die Analyse der Politik und Diskurse in der Vergangenheit unser Verständnis für aktuelle Umwelt- und Gesellschaftsprozesse verbessern.In Europa begann die industrielle Wasserverschmutzung im 19. Jahrhundert zu einem gravierenden Problem der Industrialisierung und Urbanisierung zu werden, das auch die Entstehung einer Umweltgesetzgebung befeuerte. Die Geschichte der Wasserverschmutzung ist für westeuropäische Länder wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland schon gut untersucht. Es gibt aber zahlreiche Länder wie beispielsweise Russland, für die solche Untersuchungen noch ausstehen. Das Projekt zielt darauf ab, Licht in die Umweltgeschichte des ausgehenden Zarenreichs zu bringen. Die gegenwärtige Geschichtsschreibung beschränkt sich bei der Untersuchung industrieller Umweltverschmutzung und dem Wirken der Umweltbewegungen in Russland oft auf die sowjetische und postsowjetische Ära. Auswirkungen der russischen Industrie auf die Umwelt und Versuche, Umweltschäden und gesundheitliche Gefahren für die Bevölkerung zu verhindern, waren jedoch schon lange vor 1917 virulent. Das Projekt wird die historischen Wurzeln dieser Phänomene aufzeigen und analysieren, wie sie die Entstehung einer umfassenden Umweltpolitik und Gesetzgebung in Russland beeinflusst haben.Das Thema wird im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung des ausgehenden Zarenreichs betrachtet. Die Großen Reformen unter Alexander II. in den 1860er Jahren schufen die Voraussetzungen für eine breite gesellschaftliche Debatte über die Lebensbedingungen in den russischen Städten und ermöglichten damit den Dialog zwischen Regierung und Gesellschaft. Industrielle, Stadtbewohner und Beamte bemühten sich in verschiedenen Regionen des Zarenreichs, ihre Interessen in den Debatten über Umweltverschmutzung durchzusetzen. Diese Debatten und Konflikte bilden den Schwerpunkt des Projekts. Sie werden vor dem Hintergrund der europäischen und amerikanischen Erfahrungen betrachtet, die das frühe Umweltmanagement in Russland stark beeinflusst haben und es damit auch erlauben, das Thema aus einer vergleichenden und transkulturellen Perspektive zu untersuchen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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