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Bauten der Besatzungszeit in Westdeutschland (1945-55): das Erbe der Demokratisierung in der architektonischen Landschaft Deutschlands

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456691343
 
Als Reaktion auf die beunruhigenden Entwicklungen im politischen Diskurs der letzten Jahre rufen deutsche Politiker und Bürgerorganisationen immer häufiger dazu auf, das öffentliche Bewusstsein für demokratische Werte in Deutschland zu stärken und das Bekenntnis der Deutschen zu Europa und zur internationalen Kooperation zu erneuern. Ausdrücklich gefordert und gefördert wird u.a. die Entdeckung sogenannter "Orte der Demokratiegeschichte" in der architektonischen Landschaft Deutschlands und ihre Entwicklung zu "Lernorten der Demokratie". Vor diesem Hintergrund wird das Projekt die bauliche Hinterlassenschaften der Besatzungszeit in Westdeutschland untersuchen, die von den Bemühungen der Westalliierten zeugen, ihren ehemaligen Feind zu "demokratisieren" und sowohl eine europäische als auch eine größere westliche Gemeinschaft auf der Grundlage gemeinsamer kultureller Werte zu schmieden. Bislang ist dieses Vermächtnis - zu dem u.a. Bauten und Strukturen für Bildung und Erholung, für Wissenschaft, Geschichte und Kunst, für Religion, für Gesundheits- und Sozialwesen und nicht zuletzt für politische Organisation und Aktion an den "grass roots" gehören - für die Öffentlichkeit weitgehend unsichtbar und bei Historikern wenig bekannt. Das Projekt wird: 1) diese Bauten und Strukturen identifizieren, ihren heutigen Zustand erfassen und ihre Funktion registrieren; 2) die Geschichte ihrer Konzeption und Realisierung erforschen und rekonstruieren; 3) diese Geschichte in den gemeinsamen alliierten und deutschen Bemühungen der Besatzungszeit um den Aufbau der Demokratie einbetten und kontextualisieren; und 4) den neuen Korpus an Bauten und Stätten hinsichtlich ihres Potenzials als "Orte der Demokratiegeschichte" analysieren, indem praxeologischen Theorien des "Erbens" angewandt werden, die im Felde der Heritage Studies und seiner Nachbardisziplinen aktuell sind. Damit wird das Projekt eine bedeutende Wissenslücke über die deutsch-alliierten Beziehungen in dieser entscheidenden historischen Phase der modernen Bundesrepublik schließen. Darüber hinaus wird es der derzeit in Entstehen befindlichen Topographie der "Orte der Demokratiegeschichte" eine notwendige Breite und Differenzierung verleihen - denn dieser Topographie mangelt es bisher an Orten der amerikanisch-deutschen, britisch-deutschen und deutschfranzösischen Zusammenarbeit beim Aufbau der deutschen Nachkriegsdemokratie, Orte, die den aktuellen Bemühungen um eine Bewusstseinsbildung hinsichtlich der demokratischen und europäischen Traditionen Deutschlands wichtige Anhaltspunkte bieten könnten. Gleichzeitig wird es die Idee, dass Kulturerbestätten auf das politische und gesellschaftliche Denken und Handeln der Menschen einwirken können, kritisch hinterfragen, und damit den internationalen Diskurs über die politische Rolle und Funktionsweise von kulturellem Erbe vorantreiben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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