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Ein Autorexemplar im Wandel: Das dritte Buch des Sentenzenkommenars des Durandus de S. Porciano (Kritische Edition, entstehungsgeschichtliche Untersuchung und Diskursgeschichte)
Antragstellerin
Professorin Dr. Fiorella Retucci
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456759934
Der Sentenzenkommentar des Durandus von St. Pourçain kann als Modell eines Sentenzenkommentars zu Beginn des 14. Jahrhunderts angesehen werden, das die wachsende Bedeutung und die Neuerungen dieses Genre auf exemplarische Weise zeigt. An diesem Kommentar können nicht nur die Arbeitsweisen innerhalb des universitären Lehrbetriebs aufgezeigt werden, sondern er bietet auch einen umfassenden Einblick in die zeitgenössischen philosophischen und theologischen Debatten zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Ziel dieses Projekts ist die kritische Edition des dritten Buchs dieses Sentenzenkommentars und parallel dazu die Überprüfung der neu zugespitzten These vom Autorexemplar im Wandel. Diese Hypothese nimmt die aktuellen Forschungen zum durandischen Sentenzenkommentar auf und bietet ein einheitliches Erklärungsmodell, das nicht nur die Entwicklungsphasen des Textes (die in der handschriftlichen Überlieferung zu erkennen sind) mit der konkreten akademischen Situation des Durandus verbindet, sondern auch eine Orientierung in den Debatten des beginnenden 14. Jahrhunderts und eine Klärung der Denkentwicklung des Durandus ermöglicht. Die Idee von einem Autorexemplar im Wandel schlägt als Erklärungsmodell ein Autorexemplar als Vorlage für die auf uns gekommen Handschriften vor, das sich über einen längeren Zeitraum im Wandel befand. Dabei ist es der Autor selbst, der seinen Text kontinuierlich bearbeitet, kürzt oder erweitert. Dieses Erklärungsmodell macht gerade die Kontinuität des Textes, der an vielen Stellen gar nicht verändert wird, vereinbar mit der Diskontinuität der punktuellen Änderungen, die Durandus in seinem Kommentar vornahm.Dieses Modell ermöglicht zugleich die Rekonstruktion der Diskursgeschichte am Leitfaden eines der exponierten Akteure in einem der bevorzugten Diskursformate: nämlich die Sentenzenkommentare. Die Edition des dritten Buchs wird daher einen substantiellen Beitrag zur Orientierung in den Debatten des beginnenden 14. Jahrhunderts, aber auch zur Klärung der Denkentwicklung des Durandus leisten können, werden doch im dritten Buch wichtige Themen wie Anthropologie, Moralphilosophie und Tugendlehre behandelt.Die Edition soll sowohl gedruckt als auch digital auf dem Digital Durandus Research Portal (DDRP) erscheinen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen