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Psychotherapeutische Behandlung arbeitsbezogenen Leidens in Deutschland

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457133197
 
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt bedeutend verändert, was zunehmend gravierende Folgen für die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen hat. Die steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen stellen somit auch eine Frage nach der klinischen, therapeutischen Versorgung. Die Bedeutung der Arbeit für die Entwicklung von Krankheitsprozessen besteht nicht nur in der Verursachung von Krankheit, sondern auch darin, dass die Bedingungen der Arbeit es erschweren können, sich gesundheitsgerecht zu verhalten und auf gesundheitliche Beeinträchtigungen und Krankheitszeichen rechtzeitig und angemessen zu reagieren. Wie wird das Verhältnis von psychischer Gesundheit und Arbeit in klinischen Einrichtungen behandelt? Die vorliegenden Studien zeigen, dass die Arbeit als wichtige Dimension innerhalb der Behandlung oft vernachlässigt wird und im Zuge der beruflichen Aneignung und Übersetzung in die psychotherapeutischen Deutungsmuster verschwindet. Darüber hinaus individualisiert und privatisiert die therapeutische Praxis das arbeitsbedingte Leiden des Patienten. Schließlich ist die Art und Weise, wie die Arbeit im Laufe der Behandlung thematisiert wird, von geschlechtsspezifische Vorstellungen von "normaler" Arbeit geprägt. Darüber hinaus prägen auch Annahmen über die soziale Herkunft der Patienten den Blick der Therapeutinnen sowie ihre Vorstellungen und Wissen bzw. mangelndes Wissen über verschiedene Berufsfelder, bis hin zur Frage, was überhaupt als "Arbeit" gilt. Hier setzt das Forschungsprojekt an und fragt, wie diese Abkehr vom Thema Arbeit und die normative Deutung psychischen Leidens der Patienten im Hinblick auf Geschlecht, Klasse und Beruf genau abläuft. Im Rahmen einer qualitativen empirischen Studie in verschiedenen psychosomatischen Akut- und Rehabilitationskliniken, wird die Praxis der dort tätigen Professionellen in den Blick genommen. Insbesondere die Arbeit der multiprofessionellen Teams steht dabei im Fokus. Ziel der Forschung ist die Entwicklung einer Typologie des psychotherapeutischen Verständnisses von arbeitsbedingtem Leiden auf der Grundlage der Rekonstruktion von Praxistheorien. Für diese Typologie sind mehrere Arbeitsschritte notwendig, die sich wie folgt kategorisieren lassen: Die Analyse zielt auf das Verständnis kollektiver Theorien von Arbeits- und arbeitsbedingtem Leiden im Kontext der klinischen Behandlung und möglicher Unterschiede in Akutkrankenhäusern und Rehabilitationskliniken. Weiterhin geht es um die Analyse potentieller Unterschiede innerhalb der psychotherapeutischen Paradigmen (verhaltenstherapeutisch, psychodynamisch und systemisch). Schließlich ergründet das Projekt potenzielle Unterschiede innerhalb der therapeutischen Teams selbst, die sich innerhalb aber auch jenseits ihrer hierarchischen Strukturen und professioneller Besetzung zeigen können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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