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Die venezianische Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts in der Alten Pinakothek München, unter besonderer Berücksichtigung maltechnischer Untersuchungen

Antragsteller Dr. Andreas Schumacher
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457165419
 
Im Zentrum des interdisziplinären Forschungsprojekts steht die Frage nach dem Zusammenspiel zwischen künstlerischen und technischen Faktoren, die den Wandel der Malweise im Venedig des 16. Jahrhunderts prägten. Anhand des sammlungsgeschichtlich zu einem repräsentativen Querschnitt venezianischer Malerei gewachsenen Bestands der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen untersucht ein Team von Kunsthistoriker:innen, Restaurator:innen und Naturwissenschaftler:innen den sich wandelnden Umgang venezianischer Maler mit den Materialien ihrer Arbeit und dem kreativen Prozess selbst. Folgende zentrale Fragen werden dabei im Abgleich kunsthistorischer Thesen und optischer Eindrücke mit restauratorisch-naturwissenschaftlichen Analysen verfolgt: Lässt sich für einen in konventionellen Termini als "zügig" charakterisierten Pinselstrich auf technologischer Ebene eine Entsprechung definieren? Welche Veränderungen im Aufbau von Grundierung, Imprimitur und Unterzeichnung gehen mit einem als "offen" bezeichneten Farbauftrag einher? Steigerte der sich wandelnde Pinselduktus die Geschwindigkeit der Arbeitsprozesse grundsätzlich - oder verlangsamte er sie gerade durch die Offenheit für Revision sogar? Bereits die zeitgenössische Kunsttheorie feierte das Sichtbarwerden von technischer Bravour, die den Eindruck vermittelt, der Künstler habe seine Ideen mit spielerischer Leichtigkeit zur Darstellung gebracht: Ist die neue Malweise demnach Ausdruck von zunehmender Souveränität und findet sich deshalb besonders deutlich im "Alterswerk" der Maler? Werke von vermeintlicher Spontaneität richteten sich an ein entsprechend sensibilisiertes Publikum, das den sinnlichen Wert einer offenen Malweise als neue Form eines expressiven Ausdrucks verstand. Der sichtbar gemachte Pinselstrich, der das imaginative Potenzial des Betrachters herausfordert, ist daher einerseits als Selbstvergegenwärtigung des Schöpfers und andererseits als Einladung an den Rezipienten zu diskutieren, die Bildwerdung mitzugestalten. Mit rund 210 Gemälden verfügt die Alte Pinakothek über einen der wichtigsten Bestände venezianischer Gemälde der Renaissance außerhalb Italiens. Ziel des Projekts ist es, diese Werke auf aktuellem kunsthistorischen und technologischen Methoden- und Kenntnisstand zu erforschen. Eine Auswahl von 51 Gemälden, die besonders aussagekräftige Ergebnisse versprechen, wird vollständig bildgebend und analytisch untersucht sowie umfassend kunsthistorisch diskutiert und kontextualisiert; die verbleibenden 156 Werke werden durch eine technologische Grundbefundung sowie eine sammlungs- und kunsthistorische Einordnung erschlossen und dabei teilweise für die Forschung erstmals greifbar gemacht. Durch die Verknüpfung historischer und technologischer Perspektiven in einzelnen Katalogartikeln und übergreifenden Essays kann das Projekt einen in seiner Relevanz weit über traditionelle Bestandserschließung hinausreichenden Beitrag zur Erforschung venezianischer Malerei des 16. Jahrhunderts leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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