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Eine Untersuchung syntaktischer und semantischer Variation in exzeptiv-additiven Konstruktionen aus sprachübergreifender Perspektive
Antragsteller
Professor Dr. Clemens Steiner-Mayr
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457168471
Dieses Projekt stellt eine sprachübergreifende Untersuchung der Syntax und Semantik exzeptiv-additiver (EA) Konstruktionen dar. Die Varianten von (1) sind Beispiele hierfür:(1) Every boy but / besides / except Joe came.EA-Konstruktionen fallen in drei Kategorien: (i) eindeutig exzeptive, (ii) ambig exzeptiv-additive und (iii) eindeutig additive. Die Varianten von (1) mit „but” und „except” mit der exzeptiven Bedeutung ‘Junge Joe kam nicht und jeder andere Junge kam’ fallen unter (i). Hierzu gibt es relativ viel Literatur. (ii) und (iii) sind weniger stark untersucht, obwohl (ii) typologisch gesehen häufiger als (i) (und (iii)) ist. (1) mit „besides” und der exzeptiven Bedeutung ist ein Beispiel für (ii). In (2) jedoch liefert „besides” die additive Bedeutung ‘Junge Joe kam und ein anderer Junge kam’. „But” und „except” sind hier unakzeptabel.(2) Some boy *but / besides / *except Joe came.Das spanische „además de” ist ein Beispiel für (iii). Es ist das Gegenteil von „but” und „except”, da es nur mit „some” akzeptabel ist, wo es die additive Bedeutung liefert. Das Projekt besteht aus zwei Arbeitspaketen (AP) mit folgenden Zielen. AP1 beschäftigt sich mit der beträchtlichen (iv) syntaktischen und (v) semantischen Variation zwischen EA-Konstruktionen. Diese wurde bislang nicht systematisch untersucht und wird daher schlecht verstanden. AP1 stellt eine großformatige, von theoretischen Überlegungen getriebene Datenerhebung dar. Es beschäftigt sich mit Variation zwischen Sprachen und innerhalb von Einzelsprachen. Da AP1 sich auch mit weniger untersuchten Sprachen befasst, wird es die tatsächliche Variationsbreite offenlegen. Bezüglich (iv) fragt AP1, welche EAs satzwertigem Material vorangehen können. Dies ist z.B. der Fall für „besides” und „except” in (1), aber nicht für „but”. Hinsichtlich (v) fragt AP1, welche EA-Bedeutungen in einer Sprache möglich sind und wovon sie abhängig sind. Z.B. korreliert die exzeptive Bedeutung in (1) mit „every“ und die additive in (2) mit „some“. Im Tundra Nenets hingegen erlauben beide Kontexte nur die exzeptive. AP2 baut auf den in AP1 gesammelten Daten auf und entwickelt eine einheitliche formal-semantische Theorie von EA Konstruktionen unterschiedlicher syntaktischer Größe. Die meisten existierenden Theorien dazu nehmen „but“ als Ausgangspunkt. Da „but“ nicht von satzwertigem Material gefolgt werden kann, machen sie aber problematische Vorhersagen für viele Daten. Die auf den Resultaten von AP1 basierende Theorie wird daher deskriptiv adäquater sein. Sie wird sowohl Parallelen zwischen Sprachen als auch soviel semantische Variation wie möglich modellieren. Die zwei Kernideen sind: das Vorhandensein einer Lesart eines EAs hängt von dessen logischen Eigenschaften und jenen der anderen funktionalen Ausdrücke im Satz ab; die Ambiguität zwischen exzeptiver und additiver Lesart ist strukturell, d.h., ambige EA-Ausdrücke, sind dekomponierbar in zwei Operatoren mit variablem Skopus, eindeutige EA-Ausdrücke aber nicht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen