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Sorge für die Zukunft: Architekturerbe, Verletzlichkeit und Kollektivitäten
Antragstellerin
Professorin Dr. Susanne Krasmann
Fachliche Zuordnung
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457229233
Die Sorge um Kulturerbe ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt. Insbesondere anlässlich der Zerstörung von Architektur zeigt sich, wie Diskussionen um die Möglichkeiten des Schutzes, des Erhalts oder des Wiederaufbaus zugleich die Frage aufwerfen, wem diese „unbeweglichen“ Kulturgüter eigentlich „gehören“ und wer von deren Beschädigung oder dem Verlust in welcher Weise betroffen ist. Wenn die Sorge um Kulturerbe sich dabei auf eine Vergangenheit besinnt, so ist sie doch immer auch zukunftsorientiert: Von einer Perspektive in der Gegenwart aus wird entschieden, was für wen bewahrt, gepflegt, gestaltet werden soll. Das Projekt geht dieser Frage, wie Kollektivitäten sich in Beziehung zu Architektur formieren, anhand von drei Fallstudien nach, die jeweils einen spezifischen Blickwinkel einführen: Die erste Studie eruiert aus Anlass eines Strafverfahrens zur Zerstörung von Kulturerbe in Mali am Internationalen Strafgerichtshof, wie Verhandlungen des Rechts dieses Verhältnis von Architektur und Kollektivitäten ausbuchstabieren. Die zweite Studie fragt am Beispiel der öffentlichen Reaktionen auf das Feuer von Notre Dame in Paris, wie Architektur sich gleichsam selbst ins Spiel bringt. Und die dritte Studie zeichnet nach, wie Kollektivitäten sich in Vorhaben der Rekonstruktion von Synagogen in Deutschland begreifen. Während die Berücksichtigung lokaler Traditionen und kultureller Diversität in der Bestimmung von Architektur als „Erbe“ gesellschaftlich an Bedeutung gewonnen hat, zeichnet sich zugleich eine Neusituierung der „Menschheit“ ab. Mit dem Augenmerk auf das Moment der Verletzlichkeit und der emotionalen Verbundenheit erprobt das Projekt zugleich affekttheoretische Konzepte für die Analyse sozialer Beziehungen – und versteht sich darin auch als ein Beitrag zur Fragilität eines sozialen Lebens, das sich als zivilisiertes begreift.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen