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Die Analyse von Veränderungen in der Nachbarschaft mit Hilfe eines Wohnungspanels in zwei Kölner Wohngebieten - Sechste Welle
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Alice Barth; Professor Dr. Jörg Blasius
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Humangeographie
Humangeographie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457265520
Das im Jahr 2010 von Prof. Jörg Blasius und Prof. Jürgen Friedrichs begonnene Kölner Wohnungspanel umfasst mittlerweile fünf Wellen, die letzte wurde 2022 erhoben. Das Panel bietet die einmalige Gelegenheit der langfristigen Beobachtung von zwei innerstädtischen Nachbarschaften in Köln-Mülheim und Köln-Deutz. Besonders an diesem Panel ist, dass nicht die Bewohner:innen, sondern die Wohnungen die Untersuchungseinheiten sind. Die etwas mehr als 1000 Wohnungen im Sample werden in jeder Welle erneut aufgesucht und es erfolgt ein standardisiertes face-to-face Interview mit einem aktuellen Bewohner. Bei Umzügen wechseln entsprechend die befragten Personen, das Sample der Wohnungen bleibt unverändert. Damit können sowohl intra-individuelle Veränderungen auf Bewohnerebene als auch Veränderungen der sozio-demografischen Struktur in den beiden Nachbarschaften analysiert werden, ohne dass die Stichprobe wie bei einem Haushalts- bzw. Personenpanel über Zeit durch Fortzüge verzerrt wird (u.a. ziehen deutlich mehr jüngere als ältere Menschen um). Mit diesem Antrag beantragen wir die Finanzierung der Datenerhebung und -auswertung für eine weitere – die sechste – Welle des Wohnungspanels. Inklusive dieser Welle betrüge der gesamte Untersuchungszeitraum 15 Jahre, was vielfältige Analysemöglichkeiten der Veränderungen der Bewohnerschaft, ihrer Einstellungen und Lebensstile, der Wahrnehmung der Nachbarschaft sowie der Wohnungsmerkmale, der jeweils aktuellen Miethöhe und Mietbelastung der Haushalte als auch der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen ermöglicht. Wir analysieren die Veränderungen in den beiden Nachbarschaften primär vor dem theoretischen Hintergrund von Gentrifizierungsprozessen, wobei verschiedene Dimensionen der Gentrification (soziale, funktionale, physische und ökonomische sowie symbolische) einbezogen und theoretische Annahmen geprüft werden. Die beiden Nachbarschaften befinden sich in verschiedenen Stadien des Gentrificationprozesses: während der Prozess zu Beginn der Studie in Deutz weiter fortgeschritten war, hat die Mülheimer Nachbarschaft inzwischen aufgeholt. In Reaktion auf die fortschreitende Aufwertung in Köln-Mülheim wurde Anfang 2022 von der Stadt Köln eine soziale Erhaltungssatzung erlassen, um die alteingesessenen Bewohner:innen vor Verdrängungen zu schützen. Mit einer Fortsetzung des Wohnungspanels können auch die Wirkungen dieser politischen Maßnahme auf unterschiedlichen Ebenen empirisch beschrieben werden. In der hier beantragten Projektphase möchten wir zudem kleinräumige Analysen und die Verknüpfung der Befragungsdaten aus dem Wohnungspanel mit digitalen Geodaten vornehmen, u.a. mit Hilfe von Informationen aus dem Immobilienportal Immoscout24 und der Plattform „Offene Daten“ der Stadt Köln. Zudem soll die symbolische Dimension der Gentrification durch den Vergleich von Außendarstellung der Gebiete (Medienberichte in Presse und Internetportalen) und Selbstwahrnehmungen der Bewohner:innen weitergehend analysiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen