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Archäometrische Untersuchungen zur Produktion und Distribution hethitischer Keramik
Antragsteller
Dr. Mustafa Kibaroglu
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457720571
Das spätbronzezeitliche Reich der Hethiter war eine der dominierenden Großmächte des gesamten Alten Orients im 2. Jt. vor Christus. Fragen zur Wirtschaft und Wirtschaftsorganisation der Hethiter wurden bisher überwiegend von der historischen Forschung abgeleitet. Die Archäologie hat hingegen bisher nur ansatzweise das Potenzial der materiellen Kultur für Wirtschaftsfragen ausgeschöpft. Im Fokus standen vor allem wertvollere Rohstoffe, wie beispielsweise Metalle, während wirtschaftshistorische Forschungen an hethitischer Keramik absolute Ausnahmefälle darstellen. Dabei bietet gerade die Keramik als häufigste archäologische Fundgattung durch die Erforschung von Produktion und Distribution die Möglichkeit, wertvolle Erkenntnisse für wirtschaftshistorische Fragen im hethiterzeitlichen Anatolien zu gewinnen. Allerdings lassen sich viele Fragen zur Produktion und Distribution von Keramik nur unzureichend über die bisher der Forschung zur Verfügung stehenden archäologischen Funde, Befunde und auch Methoden beantworten. Dies gilt besonders für die Distribution von Keramik, die bisher so gut wie gar nicht erfasst werden kann. Die einzige Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, sind großangelegte archäometrische Forschungen, mit denen die Keramik zunächst chemisch und mineralogisch-petrographisch analysiert wird, um dann die Ergebnisse mit den Informationen zu umliegenden Tonlagerstätten abzugleichen. Hauptziel des vorgesehenen Projektes ist daher, eine erste solide Basis für die Provenienzbestimmung hethitischer Keramik mit Hilfe chemischer und mineralogisch-petrographischer Untersuchungsmethoden zu schaffen. Grundlage dazu soll die Analyse von ausgewählten Keramikproben bedeutender Grabungsorte aus der hethitischen Kernregion in Zentralanatolien sein. Dabei sollen möglichst das ganze Spektrum hethitischer Keramikwaren und -formen sowie Proben von Tonlagerstätten aus der Umgebung der jeweiligen Fundorte archäometrisch untersucht werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die intensive Auseinandersetzung mit den geologischen Gegebenheiten sowie die Auswahl adäquater Untersuchungsmethoden. In dem Projekt soll deshalb eine Kombination von LA-ICP-MS (Laserablation-Induktiv gekoppeltes Plasma-Massenspektrometrie), Petrographie, Röntgendiffraktometrie (XRD) und Rasterelektronenmikroskop (REM) zum Einsatz kommen, um Fragen der technologischen Charakterisierung, Standardisierung und Provenienz der verschiedenen Warengruppen und -formen zu beantworten. Die dabei erzielten Erkenntnisse zur Produktion und Distribution hethitischer Keramik sollen schließlich archäologisch und vor allem wirtschaftshistorisch unter Berücksichtigung der sozio-politischen Verhältnisse im hethitischen Staat interpretiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen