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Familien im SGB II-Grundsicherungsbezug. Wechselwirkungen zwischen Beziehungsstrukturen und institutionellen Kontexten in "armen Familien"

Antragsteller Dr. Christian Gräfe
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457942187
 
Familie bildet eine primäre Ebene der Bewältigung materieller Zwänge und prekärer Lebenslagen. Materielle Deprivation ist damit folgenreich für die Gestaltung des Familienlebens. Ein von Einkommensarmut gezeichnetes Zusammenleben wird aber zugleich von öffentlichen Institutionen wie der Grundsicherung für Arbeitsuchende gerahmt. In den institutionellen Regelungen, die über staatliche Leistungen entscheiden, sind bestimmte Vorstellungen von Beziehungen und Solidaritäten zwischen den Familienmitgliedern, bestimmte Beziehungskonstruktionen verankert, die einen Einfluss auf die Alltags- und Lebensgestaltung haben. Dies gilt seit jeher im Kontext des Subsidiaritätsprinzips des deutschen Wohlfahrtsstaates, verstärkt aber im Zuge einer aktivierenden Wende der deutschen Arbeitsmarkt- und Grundsicherungspolitik. So setzt insbes. das Sozialgesetzbuch II (SGB II) im Nachgang der „Hartz-Reformen“ zunehmend auf direkte, pädagogisierende (Bewerbungstrainings, etc.), aber auch zwangsbasierte Steuerungsformen (Zumutbarkeitsregeln bei der Jobaufnahme, Kontrollen, Sanktionen bei regelwidrigem Verhalten) und definiert die Verantwortungen zwischen den Familienmitgliedern über das Konstrukt der „Bedarfsgemeinschaft“ neu. Wie familiale Beziehungen unter diesen veränderten Bedingungen gestaltet und biographisch entworfen werden und welche regulierende Bedeutung den politischen Institutionen dabei zukommt, bildet somit ein drängendes Forschungsdesiderat. In dem Projektvorhaben sollen dafür die Wechselwirkungen zwischen den mikrosozialen Beziehungsdynamiken im Paar- und Eltern-Kind-Verhältnis und den institutionellen Kontexten am Beispiel von Familien im Grundsicherungsbezug erforscht werden. Es soll untersucht werden, wie sich unter Bedingungen des Bezugs von Grundsicherungsleistungen Beziehungsstrukturen in Familien entwickeln und verändern und wie diese durch die institutionellen Konstruktionen des SGB II und ihrer organisatorischen Umsetzung in den Jobcentern beeinflusst werden. Im Rahmen einer fallrekonstruktiven Familienforschung werden dafür familienbiographische Interviews mit Eltern, die Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II beziehen, geführt und rekonstruktiv ausgewertet. Das Pilotprojekt zielt auf die Ausarbeitung von adäquaten Konzepten zur Erfassung von solchen komplexen Wechselwirkungen und bildet damit die Basis für eine größer angelegte empirische Untersuchung im internationalen Vergleich.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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