Detailseite
Transatlantische Familien. Die Leben deutscher Revolutionsflüchtlinge, 1848/49–1914
Antragstellerin
Dr. Sarah Panter
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458234267
Die übergeordnete Forschungsfrage des Projekts richtet sich auf die Bedeutung von „Familie“ für die Handlungsmacht deutscher Revolutionsflüchtlinge während der transatlantischen Migration im „langen“ 19. Jahrhundert. Dabei geht es über die bislang vorherrschende Deutung ihrer Leben nach 1848/49 in dreifacher Weise hinaus: Erstens erfasst es ihre grenzüberschreitenden Leben als Migrationsbiographien, das heißt, es erklärt Selbstverständnis und Handlungskompetenz der Akteure aus der Erfahrung von transatlantischer Mobilität. Dadurch schreibt sich das Projekt explizit in das interdisziplinäre Forschungsfeld der mobility studies ein. Zweitens analysiert es die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Grundlagen des Mobilitätsprozesses. Hierbei hebt es die zentrale Bedeutung familialer Netzwerke für die Handlungskompetenz der Akteure hervor und überschreitet so etablierte postrevolutionäre Zäsuren, wie den amerikanischen Bürgerkrieg oder die Reichsgründung von 1871. Drittens nimmt das Vorhaben nicht nur die Ehefrauen, sondern auch die Kinder von Revolutionsflüchtlingen systematisch in den Blick. Dadurch eröffnet es einerseits temporal eine erweiterte Perspektive auf die Wirkungsgeschichte der Revolution und untersucht andererseits ihre transatlantische Hinterlassenschaft jenseits der Kategorien von Flucht, Exil oder Rückkehr. Insgesamt akzentuiert die Analyse der transatlantischen Leben deutscher Revolutionsflüchtlinge, dass Mobilität, Familie und politisches Selbstverständnis eng miteinander verknüpft waren und nur in ihrem Zusammenwirken verstanden werden können. Indem multiple Zugehörigkeiten, grenzüberschreitende Mobilitätspotentiale und revolutionäre Selbstinszenierungen gleichwertig ein- und aufeinander bezogen werden, möchte das Vorhaben schließlich auch ein neues Licht darauf werfen, wie sich die „Achtundvierziger/Forty-Eighters“ durch ihre (auto-)biographische Praxis darüber verständigten, was der gemeinsame sinnstiftende Kern ihrer Zugehörigkeit zu dieser Gruppe war und wie sich dieser im Prozess der transatlantischen Migration veränderte.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen