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Was ist ein Name? Komputationelle Modellierungen und experimentelle Untersuchungen zur Nicht-Willkürlichkeit von Bezeichnungen
Antragsteller
Dr. Fritz Günther
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 459717703
Traditionell wird angenommen, dass Wörter als arbiträre Bezeichnungen („Labels“) für Konzepte diesen. Tatsächlich werden solche Labels jedoch immer in einem bestimmten sprachlichen, historischen und sozialen Kontext gewählt, was ihre Auswahl informiert und einschränkt: Zum Beispiel legt die Existenz des Wortes „phone“ im Englischen nahe, ein entsprechendes tragbares Gerät als „mobile phone“ zu bezeichnen. Auf der anderen Seite haben Bezeichnungen fast immer gewisse Konnotationen: Das deutsche „Völkerwanderung“ beschreibt das gleiche Konzept wie das italienische „invasione barbariche“, die Assoziationen sind jedoch sehr unterschiedlich. In dem hier vorgestellten Projekt werden beide Seiten dieses Phänomens – warum wählen wir bestimmte Labels, und was sind deren Konsequenzen – aus einer kognitiven Perspektive untersucht.Hierzu werden zentrale Eigenschaften von existierenden sowie neuen Wörtern (in Bezug auf deren Form und besonders deren Bedeutung) mithilfe neuer Methoden aus dem Bereich der künstlichen Intelligenzforschung auf objektive, quantitative Weise repräsentiert. Durch die Kombination komputationeller Modellierungstechniken mit experimentellen Methoden der Allgemein- und Sozialpsychologie zielt das Projekt darauf ab, ein umfassendes theoretisches Rahmenmodell für die Auswahl und Implikationen von Labels zu etablieren.Das Projekt besteht aus drei Arbeitspaketen: Die Studien des ersten Arbeitspakets untersuchen, wann Sprecher neue Labels prägen, und welche. Auf der einen Seite untersuchen wir hierfür, welche Eigenschaften und Kontexte von Konzepten Sprecher dazu bringen, ein neues Label zu erschaffen. Auf der anderen Seite untersuchen wir, welche Labels ausgewählt werden, mit dem Ziel, ein komputationelles Modell der Passung eines Labels für ein gegebenes Konzept zu erstellen. Die Methoden dieses Pakets reichen hierbei von großen Korpusanalysen über natürliche Kommunikationstudien bis hin zu verschiedenen signaling-game-Paradigmen.Die Studien des zweiten Arbeitspakets untersuchen direkte soziale Einflüsse auf die Auswahl von Labels, die immer auch eine soziale Konvention sind. Die wesentlichen hier untersuchten Faktoren beziehen sich auf die Interaktionspartner in einer sozialen Situation, in der beide Partner mit anfänglich unterschiedlichen Labels für das gleiche Konzept starten (wie deren Bereitschaft, ein neues Label zu akzeptieren, oder ihren sozialen Status). Durch die Anwendung sozialpsychologischer Methoden soll also festgestellt werden, wie soziale Faktoren in Interaktion mit der „Passung eines Labels“ bestimmen, welches Label ein Sprecher letztendlich annimmt. Die Studien des dritten Arbeitspakets untersuchen schließlich die Implikationen von Labels, einschließlich deren semantische Assoziationen und affektive Bewertungen. Unterschiedlichen Sprechern werden hierfür verschiedene Labels für das gleiche Konzept präsentiert, und die Konnotationen sollen anhand der quantitativen Eigenschaften der Labels vorhergesagt werden.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
Internationaler Bezug
Italien, Kanada, Malta
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Dr. Simona Amenta; Dr. Victor Kuperman; Professor Dr. Marco Marelli; Dr. Lonneke van der Plas