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Die Ausstellung Les Immatériaux: Interdisziplinarität, Epistemologie, kuratorische Subjekte

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 460267843
 
Das Projekt leistet einen substanziellen Beitrag zur kunst-, kultur- und wissenschafts-historischen Ausstellungsgeschichte. Am Beispiel der Ausstellung Les Immatériaux (Centre Pompidou, Paris, 1985) werden Fragestellungen zur Epistemologie von Exponaten, zum kuratorischen Handeln und zur Interdisziplinarität in Forschungsnetzwerken untersucht. Das Projekt greift aktuelle Fragen zum Verhältnis von Materialität und Immaterialität, von Subjektivität und Dinghaftigkeit auf und diskutiert diese an einem historischen Fallbeispiel. Les Immatériaux ist ein herausragendes Beispiel für interdisziplinäre Ausstellungskonzepte und markiert historisch einen entscheidenden Moment im Entstehen zeitgenössischer Diskurse zu Medien und Materialität, deren aktuelle Dringlichkeit sich u.a. in den Debatten um Künstliche Intelligenz, Ökologie und Lebenswissenschaften zeigt. Da die Ausstellung von der Forschung bislang in wichtigen Aspekten nicht hinreichend gewürdigt wurde, schließt das Projekt einige eklatante Forschungslücken und trägt zur Methodenentwicklung einer interdisziplinär orientierten, kunstwissenschaftlich fundierten Ausstellungsgeschichtsschreibung bei.Das Vorhaben untersucht, erstens, den interdisziplinären Charakter von Les Immatériaux und die Entwicklung der Ausstellung aus einem Forschungsprojekt des Centre de Création Industrielle (CCI) am Centre Pompidou zu "neuen Technologien, Materialität und Kreativität" seit 1981. Das Netzwerk aus Institutionen und Personen, das von dem Kurator und Design-Theoretiker Thierry Chaput mit seinem Team aufgebaut wurde und mithilfe dessen wichtige Exponate der Ausstellung entwickelt wurden, wird einer qualitativen Analyse unterzogen. Es erfolgt eine kritische Untersuchung des "kuratorischen Subjekts" bzw. der Position des Kurators, die für Les Immatériaux in der Literatur meist ausschließlich dem Philosophen Jean-François Lyotard zugeschrieben wird, obwohl dieser in einem kollaborativen Prozess mit Chaputs Team und anderen Akteuren zusammenarbeitete. Ein zweiter Fokus wird auf den epistemologischen Status der ausgestellten Objekte und Kunstwerke gelegt und auf die Hypothese, dass die Exponaten nicht lediglich eine kuratorische Konzeption illustrieren, sondern das theoretisch Gefasste übersteigen und schon an der konzeptionellen Entwicklung der Ausstellung aktiv mitwirken. Diese Überlegungen werden anhand von Detailanalysen exemplarischer Ausstellungsstationen und Exponate in den Kontext ding- und materialitätstheoretischer Debatten gestellt.Drittens erfolgt die Einordnung von Les Immatériaux in den Kontext der Ausstellungsgeschichte. In einem Vergleich mit anderen historischen Ausstellungen wird der verteilte und plurale Charakter herausgearbeitet, den kuratorisches Handeln insbesondere bei interdisziplinären Projekten im Kreuzungsfeld von Kunst, Wissenschaft und Technologie aufweist. Hierdurch werden konzeptuelle und methodische Ansätze zu Beschreibung, Analyse und Vergleich historischer Ausstellungen entwickelt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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