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Selbstbildung und Wissenschaftsgeschichte. Praktiken des Studiums in den Philologien und Geisteswissenschaften von den 1950er zu den 1980er Jahren

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2021 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 460382216
 
Das Projekt "Selbstbildung und Wissenschaftsgeschichte" untersucht akademische Biografien von Studierenden der Geisteswissenschaften. Einerseits geht es dabei um Wissenschaften, deren Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg interessiert. Andererseits geht es um die Darstellung von Praktiken des Studiums, einzelner Studienverläufe und ihrer Kontexte vor dem Hintergrund studierter Wissenschaften, ihrer Fachkulturen und historischen Entwicklung. Im Mittelpunkt stehen hierbei die Philologien mit literaturwissenschaftlichem Schwerpunkt und besonders die Germanistik. Ausgangsmaterial ist die schwer zugängliche Quellengattung sogenannter „Semesterberichte“ der Studienstiftung des deutschen Volkes, die für den Zeitraum von den 1950er zu den 1980er Jahren analysiert wird. In den Texten berichten StipendiatInnen der Stiftung einmal pro Semester über ihr Studium und seine Kontexte. Das Projekt soll klären, wie die Genese wissenschaftlicher Bildung und der Eintritt in die Wissenschaft in den Geisteswissenschaften und besonders den Philologien vollzogen und reflektiert wurden. Zudem rekonstruiert es, wie sich wissenschafts-, fach- und institutionengeschichtliche Entwicklungen und allgemeinhistorische Kontexte der 1950er bis 1980er Jahre ins individuelle Studium eintrugen sowie umgekehrt von ihm befördert wurden. Daraus sollen Rückschlüsse für das geisteswissenschaftliche und philologische Studium nach dem Zweiten Weltkrieg gezogen werden. Besondere Relevanz erhält die Forschung durch hochschulische Entwicklungen der Gegenwart, in deren Angesicht eine zunehmende Marginalisierung geisteswissenschaftlicher und philologischer Fächer und ihrer wissenschaftlichen Logik und Ausbildungsstruktur befürchtet wird. „Selbstbildung und Wissenschaftsgeschichte“ schließt an die sozialwissenschaftliche Autobiographieforschung, die universitäre Fachkulturforschung und die Wissenschaftsgeschichte – inklusive Fach- und Institutionengeschichte – an. Geplant ist ein Vorgehen in drei heuristisch getrennten Arbeitsmodulen, wobei die Semesterberichte (1.) als Texte analysiert werden, die Praktiken des Studiums sichtbar machen, die Berichte (2.) mit Blick auf Entwicklungen wissenschaftsgeschichtlicher Art untersucht werden und (3.) Hintergrundinformationen zur Ergänzung und Validierung der Erkenntnisse erhoben werden, wofür Methoden der empirischen Sozialforschung wie Leitfadeninterviews genutzt werden. Eine erste Sichtung und Analyse mehrerer hundert Semesterberichte lässt eine Reihe von interessanten Ergebnissen erwarten und erlaubt verschiedene Thesen. So lässt sich das Arbeitsmodul zu Studienpraktiken voraussichtlich durch die Leitbegriffe "Studierbarkeit – Selbstkonstruktion – Emotionalität" strukturieren, das Arbeitsmodul zur Wissenschaftsgeschichte durch die Leitbegriffe "Kommunikation – Institutionelle Organisation von Wissenschaft – Methoden und Paradigmen". Interviews helfen, Bedeutung und Belastbarkeit der Berichte einzuschätzen und Hintergrundinformationen zu gewinnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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