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Langeweile und Selbstkontrolle als Orientierungssignale für zielgerichtetes Verhalten. Ein neuer Zugang zum "ego depletion" Effekt
Antragsteller
Dr. Wanja Wolff
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 460704829
Das Kraftspeichermodell der Selbstkontrolle postuliert, dass Selbstkontrolle von einer begrenzten globalen Ressource energetisiert wird und dass die Erschöpfung dieser Ressource zu einem Zustand führt, der als Ego Depletion bezeichnet wird. Wir postulieren, dass Inkonsistenzen in der Ego Depletion-Literatur auf eine bislang übersehene Konfundierung zurückzuführen sind: Langeweile. Langeweile beeinträchtigt die Zielerreichung, indem sie Aufmerksamkeitsfehler herbeiführt. Daher üben sowohl Ego Depletion als auch Langeweile ihre Wirkungen über eine beeinträchtigte Aufmerksamkeitskontrolle aus. Wir argumentieren, dass die Kontrollbedingungen, die traditionell in der Forschung zur Ego Depletion verwendet werden, ein höheres Maß an Langeweile hervorrufen und sich daher nicht dazu eignen, das Kraftspeichermodell zu testen. Da diese potenzielle Konfundierung und die Beziehung zwischen Selbstkontrolle und Langeweile bislang weitgehend übersehen wurde, wollen wir diese Lücke mit drei Teilprojekten schließen.Wir testen die Annahme, dass nicht nur Selbstkontrolle, sondern auch Langeweile ein Leitsignal für zielgerichtetes Verhalten ist. In den Teilprojekten A und B planen wir, psychologische, neuronale und physiologische Variablen (z.B. okulomotorischer Messgrössen und Hirnaktivität) zu verwenden, um die zeitliche Dynamik von Selbstkontrolle und Langeweile und ihre Auswirkungen auf die kognitive Leistung (A) und auf die körperliche Leistung (B) zu analysieren. Mit Hilfe dieser psychologischen, neuronalen und physiologischen Messungen wollen wir die unabhängigen und interaktiven Auswirkungen von wahrgenommener Selbstkontrollanstrengung und wahrgenommener Langeweile auf die Leistung analysieren und dadurch einen blinden Fleck in der Literatur zu Ego Depletion erhellen. Im Teilprojekt C werden wir die Daten der ersten beiden Teilprojekte kombinieren und einer moderierten multiplen Mediation kombiniert analysieren. Wir erwarten, dass bei Aufgaben mit geringer Selbstkontrolle das Gefühl der Langeweile die Anforderungen an die Selbstkontrolle erhöht, während bei Aufgaben mit hoher Selbstkontrolle die Anforderungen an die Selbstkontrolle das direkte Ergebnis der Manipulation sind. Daher schlagen wir vor, dass beide experimentellen Bedingungen die Selbstkontrollleistung beeinträchtigen und die begleitenden psychoneurophysiologischen Variablen modulieren könnten. Wir erwarten jedoch, dass diese Beeinträchtigungen und Modulationen in erster Linie durch das Gefühl der Langeweile (Kontrollgruppe) oder die wahrgenommene Selbstkontrollanstrengung (Ego Depletiongruppe) bedingt sind. Diese Forschung kann einen blinden Fleck in einem der populärsten Gebiete der psychologischen Forschung ansprechen. Angesichts des innovativen Charakters dieser Forschung, der hochmodernen Datenanalyse und der Anwendung eines umfassenden psychoneurophysiologischen Ansatzes haben die aus diesem Projekt gewonnenen Ergebnisse das Potenzial für die Akzeptanz in renommierten Fachzeitschriften.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartnerin
Professorin Corinna Martarelli, Ph.D.