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Arbeits-Teilungen. Die Geschichte der Formalisierung und Informalisierung im Übergang zum postkolonialen Indien

Antragsteller Professor Dr. Ravi Ahuja
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 460887245
 
Das Projekt untersucht Differenzierungsprozesse in der indischen Arbeitswelt historisch und hinterfragt damit die überkommene, in der globalen Debatte um „Informalität“ und „Prekarität“ verbreitete Auffassung, der zeitgenössische Arbeitsmarkt Indiens sei binär in einen (modernen und rudimentären) "formellen" und einen (traditionellen und übermächtigen) "informellen Sektor" aufgespalten. Es ist der erste Versuch, die verbundenen Prozesse der Formalisierung und Informalisierung historisch zu rekonstruieren. Zwei Hypothesen werden geprüft: 1. dass Arbeitsgesetze und informelle Regulierungsstrukturen seit Mitte des 20. Jahrhunderts entscheidend die Ausformung scharfer, vielfältiger und nur relativ stabiler Trennlinien innerhalb der Lohnarbeiterschaft in Bezug auf Arbeitsverhältnisse, soziale Sicherheit, Mobilität, Status und Lebensstandard prägten; 2. dass diese Regulierungsstrukturen keine unvermittelte und uniforme Wirkung auf die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz hatten, sondern von sozialen Akteuren in unterschiedlicher Weise artikuliert wurden. Die Forschung wird deshalb durchgeführt a) auf der Ebene der Regulierung, um Hauptstrukturen der Arbeitsmarktsegmentierung zu identifizieren und b) auf der Ebene der Artikulation, um zu erfassen, wie diese Regulierungsstrukturen in einem konflikthaften Prozess auf unterschiedliche soziale Kontexte angewandt wurden und damit weitere Differenzierungen hervorbrachten. Auf der erstgenannten Ebene werden zwei Kernaspekte des Mitte des 20. Jahrhunderts ausgeformten Regulierungsszenarios untersucht: erstens die Bedeutung komplexer Rechtslagen, insbesondere inkonsistenter zentraler sowie bundesstaatlicher Arbeitsgesetze, für die Erzeugung vielfältiger Segmentierungen unter den Lohnabhängigen; zweitens die Wirkung von Lohnregulierung auf Differenzierungsprozesse unter den Beschäftigten. Auf der Ebene der Artikulation untersuchen eine Fallstudie und eine Querschnittstudie, wie dieses Regulierungsszenario sich unter den extrem diversen Bedingungen indischer Regionen und Industrien ausdifferenzierte. Die Fallstudie konzentriert sich auf den Ballungsraum Delhi, in dem die Industrialisierung verhältnismäßig spät einsetzte und sich Prozesse der Formalisierung und Informalisierung miteinander verwoben. Die Querschnittstudie fokussiert auf die Problematik der zunehmenden Verrechtlichung industrieller Beziehungen im postkolonialen Indien und die damit einhergehende Marginalisierung „informell“ Beschäftigter in den Gewerkschaften, wobei regionale und politische Differenzierungen vergleichend untersucht werden. Das Projekt bezieht Kooperationspartner/innen mit diverser regionaler Expertise mit ein und konserviert seine Datensammlungen für zukünftige Forschungen in einem Digital Repository of Indian Labour Law.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien, Indien, Italien
 
 

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