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Ṭuṭūn: eine ägyptische Kleinstadt des 9.-11. Jahrhunderts im Spiegel arabischer Dokumente
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Kaplony
Fachliche Zuordnung
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461123607
Das vorliegende Projekt schreibt sich ein in den aktuellen Aufschwung der Arabischen Papyrologie, die die über 200.000 vormodernen arabischen Dokumente der europäischen, arabischen und amerikanischen Sammlungen ediert, in Zusammenarbeit mit der Forschung zu griechischen, koptischen und judäo-arabischen Dokumenten linguistisch und historisch analysiert und der Arabistik und Islamwissenschaft zur Verfügung stellt. Dieser Aufschwung leidet allerdings unter zwei Hypotheken: einerseits sind erst etwa 10% aller Dokumente überhaupt beschrieben und nur 2,5 % ediert, andererseits sind gerade 2,5 % der Dokumente Archiven zugeordnet und liegen einzeln mit kaum Information zu Fund- und Erwerbungskontext in den Sammlungen. Das systematische Nachdenken über die Rekonstruktion von Archiven hat daher sehr hohe Priorität.
Nun haben wir in Berlin im Rahmen einer Sondierung ein Dossier von etwa 200 arabischen Dokumenten aus der ägyptischen Kleinstadt Ṭuṭūn vom 9. bis zum 11. Jahrhundert gefunden. Mit diesem Dossier können wir zum ersten Mal überhaupt den Alltag einer vormodernen Kleinstadt der Islamischen Welt beschreiben: ihre gesellschaftliche Struktur, die räumliche Gliederung, den Steuereinzug, den regionalen und überregionalen Handel, das Neben- und Miteinander von Sprachen, Religionen, Konfessionen und Rechtstraditionen, und das Aufblühen und Verschwinden als Verwaltungszentrum. Gleichzeitig rekonstruieren wir aus der Struktur der dokumentarischen Überlieferung (Schlüsselbegriffe, formale Dokumenttypen, Paläographie und Erwerbungsgeschichte), wer in Ṭuṭūn die ursprünglichen Archive zusammengestellt, verwaltet und benützt hat. Unser eigentliches Ziel ist eine leicht anwendbare Methode, um in der Masse der Einzeldokumente Archive erkennen zu können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen