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Verwaltete Geschichte. Geschichtsbewußtsein, Geschichtsbilder und Geschichtskonstruktion in den Archiven des spätmittelalterlichen französischen Königtums

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461533961
 
Ziel des Projekts ist es, den Einfluß von Geschichtsbewußtsein und historischer Erinnerung auf politisches Handeln in den spätmittelalterlichen Krisen- und Konsolidierungsphasen der französischen Monarchie zu erforschen. Dabei stehen die historiographischen, publizistischen und ikonographischen Zeugnisse, die üblicherweise als Ausdruck wie auch als Mittel zur Propagierung einschlägiger Geschichtsbilder analysiert werden, gerade nicht im Mittelpunkt der Betrachtung. Vielmehr richtet sich der Blick auf das Schriftgut der Regierungs- und Verwaltungsinstanzen, die gewissermaßen als kommunikative Schnittstelle zwischen Königtum und Untertanen fungieren: Welche konkreten Elemente historischer Erinnerung lassen sich dort fassen – und welche Bedeutung besitzen sie für die administrative Interaktion von Herrschern und Beherrschten?Um diese Fragen zu beantworten, werden ausgewählte Archivbestände auf konkrete Zeugnisse historischen Denkens und Argumentierens durchgesehen. Wir suchen in diesem Material nach knappen historischen Exkursen, Rückbezügen auf historische Gründungsgestalten oder Vergleichen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die sich beispielsweise in Memoranden, Suppliken oder den Akten lokaler ‚Enquêtes‘ finden. Die systematische Erfassung dieses kaum beachteten Quellenmaterials stellt wichtige historische Grundlagenarbeit dar. Dieser erste Untersuchungsschritt eröffnet einen neuen Zugriff auf Elemente des spätmittelalterlichen französischen Geschichtsbewußtseins und dessen politische Relevanz, da er nicht allein die von der monarchischen Zentralgewalt propagierten Konzeptionen analysiert, sondern vielmehr auf die Interaktion mit den Untergebenen fokussiert: Aus einer bottom-up-Perspektive untersucht das Projekt gerade auch, welche Elemente historischer Erinnerung die Untertanen aufgreifen, um ihren eigenen Zielen gegenüber dem Königtum und dessen Vertretern Ausdruck zu verleihen.Darauf aufbauend soll das spannungsgeladene Verhältnis von monarchischen Geschichtskonzeptionen und deren archivalisch überliefertem Widerhall bei verschiedenen Akteuren und Bevölkerungsgruppen vertiefend untersucht werden. Dazu richtet sich der Blick auf die Überlieferung einer konkreten Regierungs- und Verwaltungsinstanz: der Chambre des comptes, eines der wichtigste Regierungsorgane des Königtums. In den Memorialbüchern dieser Institution fassen wir in verdichteter Form die Interaktion zwischen monarchischer Zentrale und Untertanen. Wir können hier in nuce analysieren, wie im Spannungsfeld zwischen königlichen Ansprüchen und den Erwartungen einer entstehenden Öffentlichkeit in der alltäglichen Regierungspraxis mit Versatzstücken historischer Erinnerung operiert wurde und wie sich dabei – vielleicht – eine monarchische Geschichtspolitik herausbildete.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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