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Digitale Morphologie der Ornamentik – Entwicklung von Verfahren an der Schnittstelle zwischen Kunstgeschichte und Computer Vision zur Analyse, Modellierung und Recherche von Ornamentformen am Beispiel der Augsburger Rocaille-Drucke des 18. Jhs.

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Bild- und Sprachverarbeitung, Computergraphik und Visualisierung, Human Computer Interaction, Ubiquitous und Wearable Computing
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461631274
 
Kaum ein Bereich der Kunstgeschichte ist von derart folgenreichen Desideraten bezüglich der Materialerschließung gekennzeichnet wie die Erforschung der Rocaille-Ornamentik. Dabei avancierten die in Frankreich um 1730 entwickelten Formen zur vorherrschenden Ornamentform des 18. Jhs., insbesondere in Mitteleuropa. Einer großen Zahl an Objekten – von der Schnupftabakdose bis zur monumentalen Stuckarbeit – und einem unerschöpflichen Formenreichtum stehen Unsicherheiten bei Datierung, Zuschreibung und wissenschaftlicher Beurteilung gegenüber. Eine entscheidende Ursache für dieses Defizit bilden terminologische Schwierigkeiten – die irregulären, muschelartigen Formen entziehen sich sowohl einem geometrischen wie einem ikonographischen Beschreibungsraster. Dabei bieten Ornamentdrucke, in denen die französischen Formen verbreitet und interpretiert wurden, große Chancen für eine umfassende Analyse. So erschienen im Verlagszentrum Augsburg zwischen 1730 und 1775 mehrere tausend Blatt zu kunsthandwerklichen Gegenständen und Zierformen.Diese Lücke in der kunsthistorischen Forschung soll auf der Grundlage eines interdisziplinären Ansatzes an der Schnittstelle zwischen Kunstgeschichte und Informatik geschlossen werden: Die Analyse von Formen durch Verfahren der Computer Vision, insbesondere in Kombination mit der Graphentheorie und dem maschinellen Lernen. Für eine zielführende Anwendung auf Rocaille-Formen müssen in diesem Methodenspektrum neuartige Verfahren entwickelt werden, welche die abstrakten Bildinhalte einer Untersuchung mit algorithmischer Hilfe zugänglich machen. Ausgehend von einer bereits vorhandenen Sammlung von rund 2100 digitalisierten Augsburger Drucken kann eine Werkzeug-Kette erarbeitet werden, welche die Werke nach objektivierbaren Ähnlichkeiten kategorisiert und die Identifikation von verwandten Formen und Werken ermöglicht. Auf Basis dieses Recherche-Instrumentes können Antworten auf grundlegende Fragen nach Zuschreibung, Datierung und Anwendung der Drucke im Sinne von Vorbild und Variation gefunden werden, die wiederum Forschungsperspektiven in der aktuellen kunsthistorischen Theoriebildung eröffnen, insbesondere in den Bereichen Ornamentforschung, Kulturtransfer und Bildwissenschaft. Die Umsetzung basiert auf der in der Kunstgeschichte etablierten Möglichkeit, die Rocaille-Kompositionen in ein Gerüst an Voluten und den sich daraus entwickelnden polymorphen Kämmen untergliedern zu können. Daraus resultiert unser Ansatz, einen geometrischen, attributierten Graphen aus der Menge der S- und C-Formen der Voluten zu extrahieren, während die proteischen Kämme als Texturen und mittels statistischer Rausch-Funktionen und ggf. als Sub-Graphen repräsentiert werden sollen. Mittels geeigneter Abstandsmaße, Nachbarschafts-Graph-Visualisierungen und Graph-Transformationen sollen Tools geschaffen werden, die der Kunstgeschichte neue Möglichkeiten der Erschließung der Ornamentik eröffnet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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