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Sacred Narrative – die politische Dimension der japanischen Mythologie

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Evangelische Theologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398344141
 
Das Projekt versteht als sein übergeordnetes Forschungsziel, die wechselseitigen historischen Prozesse von Sakralisierung bzw. Desakralisierung der japanischen Quellenwerke Kojiki (712) und Nihonshoki (720) einer kritischen Analyse zu unterziehen. Die Untersuchung ist in methodischer Hinsicht einem historisch-hermeneutischen Ansatz verpflichtet. Eine detaillierte Text-, Rezeptions- und Kontextanalyse gilt der Klärung der Frage, warum diesen beiden Werken, mit der ihnen inkorporierten KiKi-Mythologie, eine derart fundamentale Rolle bei der Formierung von Identitätsdiskursen in Neuzeit und Moderne Japans zufiel und inwiefern diese Zuschreibungsprozesse bestimmte Auslegungsstrategien begünstigten bzw. andere ausschlossen. Die dem Gesamtprojekt zugrundeliegende Prämisse, der zufolge Texte nicht per se profan oder sakral sind, sondern vielmehr – auch in gradueller Abstufung – in einem fortlaufenden Prozess sakralisiert und/oder desakralisiert werden, erweist sich als in besonderem Maße produktiv für den japanischen Bereich, insbesondere die (politische) Mythologie Japans betreffend. Ursprünglich als offizielle Schriften zur Legitimation kaiserlicher Autorität im frühen achten Jahrhundert verfasst, erfuhren jene Quellen in der Neuzeit und Moderne Japans eine intentionale Sakralisierung. Konsequenterweise erfolgte schließlich eine Desakralisierung nach dem Zusammenbruch des sakralen Herrschaftskonzepts im Jahr 1945. Diese generellen Fragestellungen sollen zunächst anhand dreier exemplarischer Fokusbereiche für die Neuzeit, Moderne und Gegenwart Japans en détail untersucht werden: Fokusbereich 1 (Edo-Zeit, 1603–1868) analysiert die kritische Neuinterpretation der Sakralität der Quellen bereits in der Vormoderne: „Ueda Akinari und die Debatte um die Gültigkeit der KiKi-Mythologie“ (Louise Neubronner). Fokusbereich 2 (Meiji- bis frühe Shōwa-Zeit, 1868–1945) untersucht die Genese von Sakralisierung und Ideologisierung der KiKi-Mythen im Kontext der Meiji-Restauration: „Die Reichsgründung als Politische Mythologie Japans“ (Klaus Antoni). Fokusbereich 3 (Späte Shōwa-Zeit bis Gegenwart, seit 1945) widmet sich der radikalen Gegenbewegung zur sakralen Mythologie im Gefolge der japanischen Kriegsniederlage nach 1945: „Entpolitisierung und Desakralisierung der Mythen in Populärmedien?“ (Julia Dolkovski). In einem projektierten vierten Fokusbereich (Reiwa - Gegenwart und nahe Zukunft): „Resakralisierung der KiKi-Mythen?“, werden denkbare Themen als Ausblick für eine Fortführung der Arbeiten über den jetzt beantragten Förderzeitraum hinaus erörtert.Abschließend erfahren die in den Einzeluntersuchungen gewonnenen Erkenntnisse ihre Integration in die gemeinsame Fragestellung nach den historischen Modalitäten von Sakralisierung und Desakralisierung der beiden Quellenwerke Kojiki und Nihonshoki und deren KiKi-Mythologie(n) im Kontext des Gesamtprojektes: der Sakralisierung und Desakralisierung von Texten.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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