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Kunst, Klang, Musik. Die Festkultur der europäischen Mächte im barocken Rom

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 2021 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461751571
 
Rom bildete in der Frühen Neuzeit die zentrale Bühne für die international vielbeachtete Außendarstellung der europäischen Mächte. Aufgrund der Bedeutung Roms als Zentrum der universalistischen Papstkirche unterhielten zahlreiche Fürsten permanente Botschafter in der Stadt, die mit der Veranstaltung von Festen zu dynastischen, politischen oder militärischen Ereignissen Rang und Kontinuität der katholischen Fürstenhäuser demonstrierten. In der vorliegenden Arbeit werden die Feste der auswärtigen Gesandten als multimediale Inszenierungen analysiert, die im Zusammenspiel visueller und auditiver Medien auf die Vermittlung politischer Botschaften und die Emotionalisierung des Publikums zielten. Die vielfältigen optischen und akustischen Elemente werden in den Kategorien Kunst, Klang und Musik systematisiert und in ihren medienspezifischen, materiellen und personellen Aspekten erläutert. Sodann werden die im urbanen Raum veranstalteten Festakte hinsichtlich der Form und Qualität des intermedialen Zusammenwirkens untersucht und aufgezeigt, inwiefern dieses auf die ästhetische Wirkungssteigerung und die Intensivierung der semantischen Aussage zielte. Ein besonderer Fokus liegt auf den Feuerwerksspektakeln, bei denen das pyrotechnische Licht- und Lärmspiel mit beweglichen Festapparaten, akustischen Manifestationen und Bläsersinfonien synchronisiert war, und auf der Aufführung von Kantaten und Serenaten auf Festarchitekturen, die angesichts der komplexen intermedialen Relationen als synästhetische und ikonographische Einheit herausgestellt werden. Weiterhin werden die Festereignisse als Kommunikationsraum interpretiert, in dem Akteure oppositioneller ›nationaler‹ Fraktionen interagierten. Während die Veranstalter die Feste als Kommunikationsmittel nutzten, um mittels der künstlerischen Darbietungen symbolisch verschlüsselte oder konkret artikulierte Botschaften zu vermitteln und das Publikum durch sinnliche Überwältigung von der Pracht der gefeierten Monarchen zu überzeugen, nutzten Repräsentanten feindlicher Mächte die Feste ihrer Kontrahenten als Bühne zur Artikulation gegenteiliger Positionen, indem sie die Veranstaltungen sabotierten, persiflierten oder gänzlich verhinderten. Schließlich wird dargelegt, dass sich die Feste nicht nur an das Publikum vor Ort, sondern mittels medialer Vermittlung auch an die Höfe im Ausland richteten und somit zum Diskursgegenstand der europäischen höfischen Öffentlichkeit avancierten. Für die Studie wurden Gemälde, Druckgraphiken, Festbeschreibungen und Libretti mit Selbstzeugnissen wie Diarien, Reiseberichten und Briefen, handschriftlichen avvisi und gedruckten Zeitungsartikeln sowie den Korrespondenzen und Rechnungsbüchern der Veranstalter vergleichend ausgewertet. Die Arbeit verfolgt einen dezidiert interdisziplinären Forschungsansatz, der Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Sound Studies und Intermedialitätsforschung, sowie Sozial-, Kommunikations- und neuere Kulturgeschichte eng miteinander verbindet.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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