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Figurationen der Inspiration, Autorisierung und Auratisierung in der englischen Literatur

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398344141
 
In der englischen Literatur der frühen Neuzeit, die den Schwerpunkt des Projekts bildet, sind Prozesse der Sakralisierung und Desakralisierung eng miteinander verknüpft. Ihre Interdependenz wurde bislang von der Meistererzählung der Säkularisierung verdeckt. Im Gegensatz dazu wird das Projekt zeigen, dass konstante beidseitige Einflüsse festzustellen sind: Geistliche Dichtung bedient sich Verfahren, wie sie in der weltlichen Dichtung entwickelt wurden (etwa des „authentischen“ Gefühls¬ausdrucks), um Autorität zu gewinnen; umgekehrt finden sich in der weltlichen Literatur Strategien der Autorisierung, die ohne die sakralen Konzepte, aus denen sie abgeleitet sind, nicht denkbar wären. Dichterische Autorität ist somit sowohl verschieden von geistlicher Autorität als auch eine Form von ihr.Die zentrale Fragestellung des Teilprojekts lautet: Wie und in welchen (Kon-)Texten findet eine Autorisierung literarischer Produktion durch de/sakralisierende Selbst- und Fremdzuschreibungen statt? In enger Verbindung mit den anderen Projekten der Forschungsgruppe werden diese Prozesse durch die Analyse spezifischer Figurationen in praxeologischer Perspektive untersucht. Diese Perspektive zeigt sich sowohl in der literarischen Repräsentation von Praxis (etwa des Gebets) als auch in der sozialen Praxis, deren Teil sie ist und die sie beeinflusst (etwa durch rhetorische Wirkung). Während Autorität und Autoritätszuschreibungen zentral sind für die Manifestation von Prozessen der De/Sakralisierung bilden, kann die Relevanz dieser Prozesse für die Textproduktion dadurch ermessen werden, in welcher Weise Konzepte der Inspiration aufgerufen und verhandelt werden. Die Entwicklung von Metaphern der Inspiration zur Inspiration als Metapher sollte dabei nicht nur mit Desakralisierung gleichgesetzt werden: Metaphorik ist ein Mittel der Auratisierung der Sprache, die zur Sakralisierung literarischer Texte beiträgt.Die Projektziele werden in zwei Arbeitsbereichen verfolgt: Sowohl in der Dichtung als auch im Drama erfolgt die Zuschreibung von Autorität durch wechselseitig voneinander abhängige Strategien der Sakralisierung und Desakralisierung. In der Dichtung geschieht dies z.B. durch den Aufruf göttlicher Kooperation bei gleichzeitiger Desakralisierung der Musen, durch die Ambiguität von Sprechakten (Dichtung und/als Gebet) und durch mystische Eigenschaften, die der Sprache zugeschrieben werden. Das Theater kann einerseits als Gegenpol zum Gottesdienst aufgefasst werden und gewinnt anderseits seine Autorität durch Prozesse der (Selbst-)Sakralisierung. Dies zeigt sich etwa in der moralischen und politischen Autorität des allegorischen Dramas (vom spätmittelalterlichen Moralitätenspiel bis zur Court Masque der Stuarts), in der mehrdeutig de/sakralisierenden Funktion von Magie und spiritueller Macht, die auf der und durch die Bühne gezeigt wird, und durch eine Gestaltung dramatischer Dialoge, in der die Figuren zum unwillkürlichen Sprachrohr einer sakralen Macht werden.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Internationaler Bezug Großbritannien, USA
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Angelika Zirker
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professorin Dr. Theresa M. DiPasquale; Professor Marc Knight, Ph.D.
 
 

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