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Geschichten des fehlerhaften Menschen
Antragstellerin
Professorin Dr. Martina Heßler
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461903051
Beantragt wird eine Professurvertretung für 6 Monate, die an eine reguläres Forschungssemester anschließen soll. Ziel ist es, eine Monographie zur Geschichte des fehlerhaften Menschen fertigzustellen. Das Projekt untersucht die Historizität des Topos des fehlerhaften Menschen. Es fokussiert dabei auf die Definition der Menschen als fehlerhaft im Vergleich zur Technik. Die These ist, dass seit dem 19. Jahrhundert eine neue Vergleichsfolie für menschliche Fehlerhaftigkeit entstand, indem Menschen nun mit Technik verglichen wurden. Dieser Topos wurde im 20. Jahrhundert ubiquitär und bestimmt auch heute noch Technikdiskurse.Anders als philosophisch-anthropologische Mangeltheorien geht das Vorhaben nicht von einer von „Natur aus“ vorhandenen biologischen Mangelhaftigkeit der Menschen aus. Vielmehr soll der Wandel von kulturellen Zuschreibungen einer Fehlerhaftigkeit in unterschiedlichen lebensweltlichen Kontexten untersucht werden (Arbeit, Denken, zwischenmenschliche Beziehungen etc.) und in Bezug auf unterschiedliche Technologie (z.B. mechanische Maschine, Computer, KI), um so die historischen Verschiebungen und die Pluralität der Fehlerzuschreibungen aufzuzeigen. Die Geschichte des im Vergleich zur Technik fehlerhaften Menschen wird allerdings nicht nur um ihrer selbst willen geschrieben. Vielmehr, so die These des Buches, stellt dieser Topos eine Grundkonfiguration der technischen Moderne dar, der enorm wirkmächtig war. Er legitimierte Technik, prägte Menschen- und Maschinenbilder sowie Gesellschaftsentwürfe, insofern mit den Bemühungen, den fehlerhaften Menschen zu überwinden, immer das Versprechen einer besseren Welt einherging. Der Topos war allerdings immer auch umstritten. Er eignet sich gerade deshalb sehr gut, um Aushandlungsprozesse über Menschen- und Maschinenbilder und über Gesellschaftsentwürfe zu untersuchen. Schließlich soll nach dem systematischen Ort des Topos in der technischen Moderne gefragt werden, ohne an die biologistischen Mangeltheorien der philosophischen Anthropologie anzuschließen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen