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Algorithmische Steuerung: Implikationen für Arbeitskräfte aus einer Legitimitätsperspektive (AlgoWork)
Antragsteller
Professor Dr. Alexander Benlian; Professor Dr. Martin Wiener
Fachliche Zuordnung
Operations Management und BWL-spezifische Wirtschaftsinformatik
Datenmanagement, datenintensive Systeme, Informatik-Methoden in der Wirtschaftsinformatik
Datenmanagement, datenintensive Systeme, Informatik-Methoden in der Wirtschaftsinformatik
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461985572
Die zentralen Ergebnisse unseres initialen Forschungsprojekts sind (1) ein konzeptuelles Rahmenwerk (5RSM-Rahmenwerk), das sieben Formen algorithmischer Steuerung (Algorithmic Control, kurz: AC) unterscheidet, und eine entsprechende Skala zur Messung wahrgenommener AC; (2) empirische Einblicke in die Nutzung von AC und dessen Auswirkungen auf Arbeitskräfte im Kontext traditioneller Organisationen; sowie (3) ein nomologisches Netzwerk, das beleuchtet, wie Plattformarbeiter:innen die Legitimität (z. B. hinsichtlich Autonomie, Fairness, Privatheit, Technostress) von unterschiedlichen AC-Formen beurteilen und wie diese Beurteilungen wiederum ihre kognitiven Reaktionen (wie z. B. die Absicht zur Fortführung ihrer Plattformarbeit) beeinflussen. Unsere bisherigen Arbeiten und Ergebnisse haben gezeigt, dass weitere Forschung benötigt wird, um ein ganzheitliches Verständnis der Auswirkungen von AC-Systemen auf Arbeitskräfte zu entwickeln (im Gegensatz zu den Auswirkungen einzelner AC-Formen) sowie um ein tieferes Verständnis von verhaltensbasierten Widerstandsreaktionen von Arbeitskräften (sog. „algoaktivistische“ Praktiken) auf solche Systeme zu gewinnen (im Gegensatz zu ihren vorwiegend kognitiven Reaktionen auf verschiedene AC-Formen). Daraus ergeben sich drei Forschungsfragen (FF), die den Fokus des Folgeprojekts darstellen: (1) Was sind zentrale konzeptuelle Dimensionen (und damit verbundene Merkmale) von AC-Systemen und welche typischen Kombinationen dieser Dimensionen/Merkmale sind in plattformbasierten und/oder traditionellen Organisationen zu finden? (2) Welche in traditionellen Organisationen verwendeten Konfigurationen von AC-Systemen werden von Arbeitskräften als (nicht) legitim beurteilt und warum? (3) Welche algoaktivistischen Praktiken verwenden Plattformarbeiter:innen, um Widerstand gegen AC-Systeme zu leisten und wie sind diese Praktiken aus einer Prozessperspektive miteinander verbunden? Um FF1 zu adressieren, beabsichtigen wir eine Taxonomie von AC-Systemen zu entwickeln und darauf aufbauend Archetypen solcher Systeme empirisch abzuleiten. Zur Beantwortung von FF2 sollen zunächst die für Legitimitätsbeurteilungen durch traditionelle Arbeitskräfte kritischen Dimensionen und Merkmale von AC-Systemen extrahiert werden, um dann AC-Systemkonfigurationen zu identifizieren, die von Arbeitskräften als (nicht) legitim beurteilt werden. Zur Adressierung von FF3 soll aufbauend auf einer Kategorisierung von algoaktivistischen Praktiken im Plattformkontext ein dynamisches Prozessmodell solcher Praktiken entwickelt werden. Die übergreifenden Projektergebnisse sollen handlungsorientierte Einblicke und Empfehlungen für die ethisch verantwortungsbewusste Gestaltung und Nutzung von AC-Systemen liefern und entsprechende regulatorische Bemühungen unterstützen. Darüber hinaus soll das Projekt neue Erkenntnisse zur breiteren gesellschaftlichen Diskussion hinsichtlich des Einsatzes von AC-Systemen und ihrer Implikationen für die Zukunft der Arbeit beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen