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Wie können Wissenskonstruktion und Abrufübung bei der Förderung des Erwerbs deklarativer Konzepte gewinnbringend kombiniert werden?
Antragsteller
Professor Dr. Matthias Nückles; Professor Dr. Alexander Renkl; Professor Dr. Julian Roelle
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 462211397
Das Lernen deklarativer Konzepte, also das Lernen von Schlüsselbegriffen und kurzen Definitionen abstrakter Konzepte, ist ein gängiges Lernziel – in beinahe jeder Inhaltsdomäne stellen deklarative Konzepte einen substantiellen Teil des Grundwissens dar, auf welchem Lernende bei der Erweiterung ihres Wissens aufbauen. Angesichts dieses gängigen, zentralen und domänenübergreifenden Lernziels hat die Entwicklung von Lernaufgaben, die den Erwerb deklarativer Konzepte fördern können, in der pädagogisch- psychologischen Forschung bisher große Aufmerksamkeit genossen. Ein zentrales Ergebnis dieser Forschung ist, dass zwei Arten von Lernaufgaben hierfür besonders geeignet sind: Lernaufgaben, die Lernende vorwiegend zu Wissenskonstruktion anregen und Lernaufgaben, die Lernende vorwiegend zu Abrufübung anregen. Eine prototypische Wissenskonstruktionslernaufgabe besteht darin, dass Lernende im Anschluss an das Lesen eines Lehrtexts, in dem neue deklarative Konzepte dargelegt worden sind, aufgefordert werden, die deklarativen Konzepte mittels selbstausgedachter Beispiele zu veranschaulichen (Elaboration) und Zusammenhänge zwischen den Konzepten herauszuarbeiten (Organisation). Wenn die Lernenden, so wie es häufig der Fall ist, während der Bearbeitung dieser Lernaufgabe noch Zugriff auf das Lernmaterial haben (also der Lehrtext liegt ihnen noch vor), sind sie vorwiegend mit Wissenskonstruktion (Elaboration und Organisation) und kaum mit dem Üben des Abrufs der Konzepte aus dem Gedächtnis (Abrufübung) beschäftigt. Eine prototypische Abrufübungslernaufgabe hingegen besteht darin, dass die Lernenden aufgefordert werden, die Schlüsselbegriffe und Definitionen der Konzepte aus dem Gedächtnis wiederzugeben. Wenn die Lernenden hierbei keinen Zugriff mehr auf das Lernmaterial haben (also der Lehrtext liegt nicht mehr vor), sind sie bei dieser Lernaufgabe vorwiegend mit Abrufübung und, aufgrund des Reproduktionscharakters der Lernaufgabe, kaum mit Wissenskonstruktion beschäftigt. Beide Arten von Lernaufgaben können den Erwerb deklarativer Konzepte nachweislich fördern. Allerdings wurde bisher kaum untersucht, wie die beiden Arten von Lernaufgaben sinnvoll kombiniert werden können und wie somit die großen Potentiale von Wissenskonstruktion und Abrufübung beim Erwerb deklarativer Konzepte gemeinsam ausgeschöpft werden können. Aus einer theoretischen Perspektive ist es äußerst vielversprechend, beide Arten von Lernaufgaben einzusetzen, da sie sich funktional ergänzen sollten: Wissenskonstruktionslernaufgaben sollten vorwiegend die Struktur der gebildeten mentalen Repräsentationen verbessern, während Abrufübungslernaufgaben vorwiegend zur Konsolidierung der mentalen Repräsentationen beitragen sollten. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Projekts, in drei Experimenten zu untersuchen, wie Wissenskonstruktions- und Abrufübungslernaufgaben bei der Förderung des Erwerbs deklarativer Konzepte lernförderlich kombiniert werden können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
USA
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Shana Carpenter