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Entfremdung zwischen Bevölkerung, Medien und Politik? Medien- und Politikverdrossenheit aus Publikums- und Elitenperspektive
Antragstellerin
Professorin Dr. Nayla Fawzi
Fachliche Zuordnung
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 462543548
Die etablierten Eliten aus Medien und Politik sehen sich derzeit fundamentaler, öffentlicher Kritik ausgesetzt. Von „Volksverrätern“ und „Lügenpresse“ ist die Rede – Vorwürfe, die häufig in einem Zusammenhang geäußert werden. Insbesondere Soziale Medien gelten als Nährboden für solch elitenfeindliche Äußerungen; der derzeitige Strukturwandel im Medien-, aber auch im politischem System und der Bedeutungsgewinn neuer Akteur*innen wie sogenannten Alternativmedien oder populistischen Parteien stellt die politischen und medialen Institutionen daher vor große Herausforderungen. Diese neuen Gelegenheitsstrukturen veränderten die Kommunikation und das Verhältnis innerhalb und zwischen Politik, Medien und Bevölkerung grundlegend. Es scheint, dass ein wachsender Anteil der Bevölkerung sich von der politischen Öffentlichkeit ausschließt bzw. ausgeschlossen fühlt, da sich ganze Gruppen weder von etablierten Medien noch von der Politik repräsentiert sehen und sich verdrossen abwenden. Eine solche Entfremdung und Repräsentationslücken bestimmter Gesellschaftsgruppen ist aus demokratietheoretischer Sicht jedoch in vielerlei Hinsicht problematisch, u.a. da sie die gemeinsame Öffentlichkeit gefährden, in der politische und gesellschaftlichen Themen ausgehandelt werden. Vor diesem Hintergrund widmet sich das vorliegende Projekt im Rahmen eines innovativen Mehr-Methoden-Designs dem Wechselspiel, den Ursachen und Folgen von sowohl Medien- als auch Politikverdrossenheit. Das erste Teilprojekts beantwortet aus einer Langzeitperspektive die Frage nach dem Kausalzusammenhang zwischen Medien- und Politikverdrossenheit. Darauf aufbauend wird zum einen untersucht, wie stark ausgeprägt die Entfremdung von politischer und medialer Elite in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen ist und welche Ursachen für und Folgen von sowohl Medien- als auch Politikverdrossenheit identifiziert werden können, zum anderen welche Merkmale deren Zusammenhang bedingen. Empirische Basis bildet eine 4-wellige Panelbefragung sowie eine Mobile Experience Sampling Studie. Letztere hat das Ziel, einen tiefergehenden Einblick in die Inhalte öffentlicher Elitenkritik zu erhalten, mit denen Rezipient*innen in Kontakt kommen bzw. die sie selbst äußern. Das zweite Teilprojekt wird ebenfalls im Rahmen einer Panelbefragung sowie qualitativer Leitfadeninterviews untersuchen, wie die politische und mediale Elite selbst die Verdrossenheit der Bevölkerung und anderer Akteur*innen wahrnimmt und welche Auswirkungen dies auf ihr Handeln hat. Das dritte Teilprojekt untersucht mittels Inhaltsanalyse die konkreten Inhalte der Medienkritik und -feindlichkeit in der Berichterstattung der etablierten und Alternativmedien sowie in nutzgenerierten Inhalten im Internet.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen