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Archäologische Grabung auf Pantelleria

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2007 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 46280870
 
Pantelleria liegt im Schnittpunkt zahlreicher antiker Seehandelsrouten und zugleich an der engsten Stelle des Mittelmeers. Damit bildete die Insel den idealen Brückenkopf für die phönizisch-punische Expansion nach Sizilien und Sardinien. Seit 2008 wurden durch die deutsch-italienische Mission große Areale der punisch-römischen Siedlung Cossyra stratigraphisch ergraben und erforscht, die in ca. 1500 m Entfernung vom Hafen auf einem Doppelhügel liegt. Durch die eingehende Untersuchung der Befunde ließen sich inzwischen mehrere punische und römische Bau- bzw. Siedlungsphasen herausarbeiten. Die bisherigen Ergebnisse und die laufenden Untersuchungen an den Gebäuderesten auf dem Akropolisplateau, der gut erhaltenen Wohnbebauung der nordwestlichen und südwestlichen Abhänge, des Forums und der Nekropolen fügen sich nach und nach zu einem Gesamtbild der punischen und später römischen Stadt. Bis 2005/6 standen vor allem die spätpunischen und römischen Bauphasen und Befunde im Fokus. War in dem Antrag von 2006 noch davon ausgegangen worden, dass die Anlage der Siedlung „mindestens in das 4. Jh. v. Chr. zurückgehen dürfte“, so führen die jüngsten Grabungsergebnisse und Auswertungen der bisher erfassten Funddaten nun zu dem Ergebnis, dass die Insel bereits im späten 8. oder spätestens im frühen 7. Jh. v. Chr. für Karthago von besonderer Bedeutung war, wenn nicht sogar von der nordafrikanischen Metropole her als Kolonie eingenommen wurde. Ziel des Langfristantrags ist es einerseits, Entstehung und Ausdehnung der Siedlung sowie des umgebenden Geländes mit den Nekropolen in diachroner Hinsicht möglichst vollständig zu erforschen sowie andererseits gezielt neuen Fragestellungen aus dem Bereich des Kulturtransfers nachzugehen. Dabei geht es nicht nur um Chronologie und Aussehen der verschiedenen Verteidigungsanlagen, die Wohnbebauung, den urbanistischen Kontext, die öffentlichen Gebäude auf dem Forum sowie die Nekropolen, sondern auch um die synchrone Aufarbeitung und Publikation des Fundmaterials. Zu nennen sind u. a. neue, wichtige Erkenntnisse über die intensive lokale Keramikproduktion mit großem Formenspektrum und weitem Exportradius. Das Besondere an dem Projekt ist, dass hier eine punische Kleinstadt vor der Haustür Karthagos mit ihrem geschlossenen Siedlungskontext von Heiligtümern über Wohnbauten bis hin zu öffentlichen Gebäuden und Nekropolen ohne Überbauung zur Erforschung bereitsteht. Von paradigmatischer Bedeutung ist die Transformation der Stadt und ihrer Gebäude im Spannungsfeld der karthagisch-römischen Auseinandersetzungen im 3. - 2. Jh. v. Chr. sowie nach ihrer Integration in die römische Provinz Sizilien. Die Statuengalerie mit Caesar, Antonia, Titus und anderen Mitgliedern des Kaiserhauses sowie die erstaunlich erfolgreiche Karriere eines Ritters aus Cossyra, der bezeichnenderweise das cognomen Insulanus trägt, bezeugen ein reges Leben noch in der frühen Kaiserzeit. Insgesamt wird gerade durch die Grabungen 2007/8 sowie die verstärkten Auswertungen deutlich, dass die Materialgrundlage im Gelände wie in den Befunden überaus reich ist und ein langfristiges Forschungspotential in jedem Falle erkennen lässt. Die Grundlagen für die hier formulierten Fragestellungen im Hinblick auf eine langfristige Perspektive sind in jeder Hinsicht vorhanden. Der Langfristantrag konzentriert sich damit auf fünf Bereiche:▪ Verlauf und Chronologie der Befestigungs- und Toranlagen▪ Struktur und Gebäude des Forums▪ Verhältnis von Forum und urbanem Kontext▪ Untersuchung eines ausgewählten Teils der Nekropole▪ Befundanalyse Sakral- und Wohnbereich, Publikation.“
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Italien
Beteiligte Person Professor Dr. Massimo Osanna
 
 

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