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Visuelle und taktile Körperrepräsentationen bei der körperdysmorphen Störung

Antragstellerin Dr. Anne Möllmann
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 463145403
 
Die körperdysmorphe Störung (KDS), eine psychische Störung aus der Gruppe Zwangs- und verwandten Störungen, zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene sich stark mit bestimmten Aspekten ihres Aussehens beschäftigen und diese als unattraktiv oder hässlich wahrnehmen. Andere Personen erkennen die wahrgenommenen Makel nicht oder kaum. Diese Diskrepanz in der Selbst- und Fremdwahrnehmung impliziert, dass bei Menschen mit einer KDS bestimmte Körperregionen mental verzerrt repräsentiert sind. Körperrepräsentationen lassen sich hinsichtlich der folgenden Dimensionen unterscheiden: 1) Aspekte (Körperbild vs. Körperschema), 2) Sinnesmodalitäten (z.B. visuell vs. taktil) und 3) Stabilität (langzeit vs. kurzzeit). Bereits gut untersucht ist, dass Menschen mit einer KDS negative Einstellungen und Gefühle gegenüber ihrem Aussehen, also eine Störung des kognitiv-affektiven Körperbildes, aufweisen. Über andere Körperrepräsentationen, wie das perzeptive Körperbild oder das Körperschema, ist hingegen wenig bekannt. Daher fokussiert die psychotherapeutische Behandlung der KDS primär die kognitiv-affektiven Prozesse, ist aber mit Remissionsraten unter 40% verbesserungsbedürftig. Auch Weiterentwicklungen (z.B. Web-/App-basiert oder cognitive bias modification) richten den Behandlungsfokus auf das kognitiv-affektive Körperbild, ohne deutlich höhere Remissionsraten zu erzielen. Eine Hinwendung zu weiteren potenziell störungsaufrechterhaltenden Verzerrungen der Körperrepräsentation bietet die Chance einer Behandlungsoptimierung. Im beantragten Projekt sollen daher Menschen mit einer KDS hinsichtlich des perzeptiven Körperbildes (i.S. verzerrter Einschätzungen ihrer Körpermaße) sowie des Körperschemas (Repräsentation, die für Bewegungen und Handlungen nötig ist) sowohl auf Basis visueller als auch taktiler Informationen untersucht werden. Diese Repräsentationen sollen experimentell erfasst werden. Konkret soll untersucht werden, 1) welche der vier Körperrepräsentationen (je visuelles und taktiles Körperbild und Körperschema) gestört sind, 2) ob potenzielle Verzerrungen von der Relevanz der Körperregion für die Störungssymptomatik abhängen und 3) ob sich Menschen mit einer KDS hinsichtlich der Körperrepräsentationen von psychisch gesunden Menschen und von Menschen mit einer hohen Körperunzufriedenheit unterscheiden. Zur Beantwortung dieser Fragen werden jeweils Repräsentationen des Gesichts mit Körperrepräsentationen außerhalb des Gesichts verglichen. Die Erfassung des visuellen und taktilen Körperbildes erfolgt über etablierte Aufgaben für die Erfassung des ganzen Körpers, die von uns für KDS-relevante Regionen adaptiert wurden. Das visuelle und taktile Körperschema wird mithilfe von (Greif-)Bewegungsaufgaben erfasst. Die Ergebnisse sollen empirisch-experimentell abgeleitete Ansatzpunkte zur Optimierung der KDS-Behandlung liefern, wie möglicherweise die Relevanz des Einbezugs anderer Sinnesmodalitäten (hier taktil) oder Aspekte (z.B. Körperschema) in Interventionen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Privatdozent Dr. Arvid Herwig
 
 

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