Die Feier Gottes im Unterricht
Final Report Abstract
Der Gottesdienst wird als die „Mitte“ des christlichen Gemeindelebens oder vorsichtiger als eine entscheidende Säule bezeichnet; wie er „gelernt“ wird, wird jedoch wissenschaftlichreligionspädagogisch vergleichsweise wenig beachtet. Auf der einen Seite steht schon jahrzehntelang eine allgemein übliche Gottesdienstpflicht für die Konfirmandinnen und Konfirmanden (dies betrifft etwa 90 % der evangelischen Jugendlichen zwischen 13 und 14 Jahren). Auf der anderen Seite wurden und werden die Konfirmandinnen und Konfirmanden bei diesen Besuchen pädagogisch nur sehr selten angemessen begleitet. Was gelingt und was nicht gelingt, liegt an der Intuition und Begabung der Unterrichtenden und der zufälligen Entdeckung der vereinzelten veröffentlichten Vorschläge auf diesem Gebiet. Empirische Forschung zum Lehren und Lernen des Gottesdienstes gab es bisher bestenfalls in Ansätzen. Die Literatur zur Konfirmandenarbeit allgemein befindet sich auf einem eigenartigen Mittelweg zwischen einer Fülle von kleinen Unterrichtsvorschlägen, diversen kleinen theoretischen Untersuchungen in Zeitschriften und Sammelbänden, aber kaum wissenschaftliche Monographien, die einen oder gar diesen Aspekt der Konfirmandenarbeit in die Tiefe hinein mit empirischen Instrumenten beleuchten. In unserem Projekt wurde mit quantitativen Werkzeugen und qualitativen Analysen bei den Jugendlichen selbst angesetzt. In Triangulation zweier Verfahrensarten wurden zum einen Bedingungsmuster z.B. für positive Bewertungen von Gottesdiensten nach den Selbstaussagen der Jugendlichen in Gruppengesprächen herausgearbeitet (Vorgehen nach der Grounded Theory, A. Strauss/ J. Corbin). Zum anderen wurde in einem Fragebogen zur quantitativen Analyse insbesondere in fünf Likertskalen, nach Basiswissen, Bereitschaft zu schriftlicher Kommunikation, Mitarbeitsbereitschaft, emotional-spirituelle Erfahrungen und der Prognose der Motivation bei zukünftigen Gottesdienstgängen gefragt. Das Ergebnis ist zunächst ein deskriptives: Durch die Gruppengespräche konnten qualitativ modellhafte Gesprächsverläufe zum Gottesdienst nachgezeichnet werden und charakteristische Bedingungen für Beurteilungen des Gottesdienstes identifizifiert werden. Nach der statistischen Auswertung der Skalen ergaben sich Entwicklungen beim Wissenserwerb innerhalb eines Jahres Konfirmandenarbeit, in ausgewählten Gemeinden auch nach anderthalb Jahren, ebenso Entwicklungen bei der Mitarbeitsbereitschaft, emotional-spirituellem Erleben und der Motivationsprognose. In beiden Verfahren wurde auch die Frage nach pädagogisch relevanten Größen für die Praxis gestellt. Im Fall der Gesprächaussagen wurden dazu wieder die Aussagen der Jugendlichen herangezogen. Hier schälte sich eine Dominanz von solchen Bedingungsmustern in Verbindung mit Wertungen heraus, die sich auf gemeinschaftliche Aspekte und die Stimmung bezogen. Im Fall der quantitativen Daten konnte mit einer Regressionsanalyse die relative Bedeutung von unterschiedlichen Prädiktoren gegenüber einer abhängigen Variablen (wie der Motivationsprognose) berechnet werden. Dabei stellte sich insbesondere bei der Motivation die „Gruppensicherheit“ im Vergleich als der bedeutsamste Prädiktor heraus. Die Bedeutung der „Gruppensicherheit“ im quantitativen Vorgehen und die Dominanz der Bedingungsstrukturen von Gemeinschaftserfahrungen können den hohen Einfluss des sozialen Erlebens für die Jugendlichen im Gottesdienst plausibel machen. Dies Ergebnis kann auch mit unterschiedlichen Feldbeobachtungen gestützt werden. Dabei konnte gezeigt werden, dass insbesondere tragende Gruppen mit engem sozialem Bezug zu den Jugendlichen unabhängig von deren Alter (ältere Teamer, Eltern, gleichaltrige Konfirmandinnen und Konfirmanden mit Vorerfahrungen) das Sozialerleben im Gottesdienst und damit insgesamt die Gottesdiensterfahrung positiv stützen.
Publications
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„Kirche, Conny und KU. Das Thema „Gottesdienst“ in der Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden“, in: Th. Klie/ S. Leonhard (Hrsg.), Performative Religionsdidaktik. Religionsästhetik – Lernorte – Unterrichtspraxis (Praktische Theologie heute 97), Stuttgart, S. 143-157
Karl (Karlo) Meyer
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„Was hat dir am letzten Gottesdienst gefallen? … dass ich mitmachen konnte – Lerndimensionen beim Thema ‚Gottesdienst’ in der Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden“ in: T. Schlag/ R. Neuberth/ R. Kunz /2009, Hrsg), Konfirmandenarbeit in der pluralistischen Gesellschaft, Zürich, 222-237
Karl (Karlo) Meyer
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„Gottesdienst“, in: Th. Böhme-Lischewski/ V. Elsenbast/ C. Haeske u.a. (2011), Konfirmandenarbeit gestalten. Perspektiven und Impulse für die Praxis aus der Bundesweiten Studie zur Konfirmandenarbeit in Deutschland (Konfirmandenarbeit erforschen und gestalten, Bd. 5), Gütersloh, S. 80-89
Karl (Karlo) Meyer mit S. v. Stemm