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TP 3: Intermedialität fluider media salutis in der europäischen Meditationsdichtung der Frühen Neuzeit (Italien, England, Frankreich)

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Marc Föcking; Professorin Dr. Susanne Rupp
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 435118611
 
Ziel des TPs ist es, in fächerübergreifender Kooperation erstmals die zentrale Bedeutung fluider Heilsmedien in der frühneuzeitlichen Meditationslyrik und geistlichen Emblematik in Italien, Frankreich und England herauszustellen und ihre intermedialen Wirkungsweisen zu erforschen. In beiden Bereichen stehen Darstellungen des Fluiden in direktem Bezug zur göttlichen Heilsvermittlung durch die sakramentalen Gnadenflüssigkeiten des (Tauf-)Wassers und des Weins, zum Blut und Schweiß der Passion sowie zu den Tränen als Affektantwort der Meditierenden. Auf der Basis eines breiten Repertoires an kanonischen wie weitgehend unbekannten Texte wird argumentiert, dass die Metaphorik und Bildlichkeit der heilsbringenden und -empfangenden Fluidität den soteriologischen Kernkonflikt zwischen der Superabundanz der göttlichen Gnade, die sich im Strömen von Christi Blut und der Unversiegbarkeit der Sakramente manifestiert, und der Abundanz der menschlichen Sünde verhandelt. Diese Spannung zwischen Gnaden-Überfluss und menschlicher Unzulänglichkeit resultiert vielfach in einer spezifischen Dialektik (vertikal vs. horizontal; Fülle vs. Dürftigkeit; gehalten vs. überbordend) und betrifft letztlich auch die Verfasstheit der sie zum Ausdruck bringenden Medien selbst, sind daran doch poetologische und medienspezifische Fragen nach dem Wirkungspotenzial menschlicher Artefakte und dem Verhältnis von Form und Inhalt geknüpft. Anhand der Semantik des Fluiden lässt sich so zeigen, wie Mediengrenzen reflektiert und im Zusammenspiel von Text und Bild, in der Figurendichtung sowie durch Verfahren der mise en page und konzeptionellen Ikonizität und Akustik aufgelöst werden. Dadurch tritt eine geistliche Intermedialität zutage, deren Erforschung neue Erkenntnisse über das frühneuzeitliche Verständnis göttlicher Gnade und die Probleme ihrer medialen Übersetz- und Fassbarkeit verspricht. Die grundlegenden Thesen der FOR zum Verhältnis von vertikaler und horizontaler Intermedialität werden hier plausibilisiert, indem an textuellen wie bildlichen Darstellungen fluider media salutis die Gerichtetheit göttlicher Mediation sowie die Notwendigkeit horizontaler Fixierungsversuche nachvollzogen werden. In drei parallel angelegten Untersuchungsfeldern erkundet das TP, wie die frühneuzeitliche geistliche Lyrik und Emblematik bei der meditativen Kontemplation, poetischen Gestaltung und intermedialen Inszenierung von flüssigen Stoffen als Ausdruck der göttlichen Heilsvermittlung zugleich die Möglichkeiten und Grenzen der dem postlapsarischen Menschen zur Verfügung stehenden Medien reflektieren, so dass in der zweiten Förderphase auf den in der ersten Förderphase gewonnenen Ergebnissen bzgl. der Medienreflexion und -konstitution in frühneuzeitlichen Meditationstexten aufgebaut werden kann. Vorgesehen ist ferner, die frühneuzeitliche Dichtung einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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