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Aufwachsen in transnationalen Familien. "Gute Kindheit" aus der Perspektive von Kindern

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465048370
 
Gesellschaften haben recht klar definierte Vorstellungen von „guter Kindheit“. Abweichungen von diesem normativen Muster werden abgewertet. So wird in Polen aktuell das Aufwachsen in einer Familie, in der ein oder beide Elternteile im Ausland arbeiten, als Abweichung bewertet. Die skandalisierte öffentliche Debatte über transnationale Familienarrangements steht in Kontrast zu deren Häufigkeit. Aus kindheitssoziologischer Perspektive sind solch aufgeladenen Phänomene aufschlussreich, da an ihnen der Kampf um die gesellschaftliche Definition von "guter Kindheit" greifbar wird. Unser Projekt fokussiert eine dabei vernachlässigte Perspektive: Es untersucht mit Blick auf Polen, wie das Phänomen Kindern in Büchern erklärt wird und wie Kinder transnationale Familienarrangements wahrnehmen und bewerten. Dazu werden drei Zugänge miteinander verknüpft:A) Polnische Kinderbücher über transnationale Familien: Kinderbücher sind ein Medium, über das soziale Wirklichkeit für junge Leser interpretiert, dargestellt und verarbeitet wird. In Polen gibt es eine kleine Anzahl von Büchern, die sich mit transnationalem Familienleben beschäftigen. In Teil A des Projekts wird untersucht, wie diese Familien dargestellt werden – als Abweichung oder als eine mögliche Familienform.B) Rezeption von Büchern über transnationale Familien durch Kinder in Polen: Aus Perspektive der childhood studies werden Kinder als kreative RezipientInnen von Büchern betrachtet, die präsentierte Inhalte vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen und ihres Wissens über „gute Kindheit“ interpretieren. Teil B fokussiert aus literaturwissenschaftlich inspirierter Perspektive die Interaktion zwischen Buch und LeserIn. Grundschulkinder (mit und ohne transnationale Erfahrung) werden eingeladen, eine Geschichte über ein Kind in einer transnationalen Familie zu lesen und einen Brief an dieses Kind zu schreiben – Tipps zu geben, Wünsche und Kommentare zu artikulieren. Diese Briefe dokumentieren, wie sich die Kinder zu der fiktiven Figur positionieren, sich mit ihr und der dargestellten Kindheit identifizieren.C) Konjunktives Wissen über „gute Kindheit“: Die Vorstellung von „guter Kindheit“ ist primär ein unhinterfragtes Wissen. Teil C basiert auf Gruppendiskussionen mit Kindern, um ihr konjunktives Wissen über transnationale Familien und „gute Kindheit“ zu erfassen. Untersucht wird, inwiefern Unterschiede innerhalb dieser Altersgruppe zu erkennen sind, etwa in Bezug auf den eigenen sozialen Status oder Erfahrung mit transnationalem Familienleben. Stimulus für die Gruppendiskussion ist ein Auszug aus einem Kinderbuch über eine transnationale Familie.Transnationale Familien verbinden Polen und Deutschland, werden aber selten untersucht. Die geplante qualitative Studie verspricht a) Einblick in die Wahrnehmung und Bewertung transnationaler Familien und b) einen grundlagentheoretischen Beitrag zur Konstruktion von Kindheit – auf Basis der Perspektive von Kindern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Polen
Partnerorganisation Narodowe Centrum Nauki (NCN)
 
 

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