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Normen, Flucht, Agency: Aushandlung eines Migrationsregimes

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465203958
 
Rahmen: Während der Displacement-Krise nach dem Zweiten Weltkrieg entstand ein neues Flüchtlingsregime, das sich in Aushandlungsprozessen auf mehreren Ebenen zwischen institutionellen Akteuren (UN-Organisationen, Nationalstaaten, Nichtregierungsorganisationen) und Personen, die als Migranten, Flüchtlinge, Displaced Persons usw. kategorisiert wurden, herausbildete. Wir fokussieren auf diese Aushandlungsprozesse und erarbeiten so eine akteurszentrierte globalhistorische Perspektive auf dieses Flüchtlingsregime. Die Analyse umfasst dabei (a) die Rolle internationaler Organisationen und Expert/innen beim Ausarbeiten von Politiken mit globaler Reichweite; (b) die Interaktion dieser Akteure und ihrer Normsetzungen mit staatlichen und lokalen Akteuren, wie etwa Politikern, Praktikern und Experten; (c) die Agency der Opfer gewaltinduzierter Mobilität während der Interaktionen mit den Praktiken, mit denen diese Normen beim Resettlement umgesetzt wurden. Fragen: Das Projekt entwickelt seine Analyse (a) als eine skalierte Annäherung an die Emergenz des globalen Flüchtlingsregimes nach dem Zweiten Weltkrieg auf einer theoretischen Grundlage, die auf der Praxeologie und der Diskursanalyse eines asymmetrischen Aushandlungsprozesses beruht, (b) mit einem geteilten Kernbestand an Quellen und (c) anhand eines Prozessmodells von der Nachkriegszeit bis in die 1950er Jahre, das chronologische, institutionelle und rechtliche Veränderungen erfasst. Eine GIS-basierte (d) Datenbank und Visualisierung dieses Prozesses über Lebensverlaufsdaten der Opfer gewaltinduzierter Mobilität gewährleistet die Integration von Befunden über alle Teilprojekte und dient der öffentlichen Kommunikation der Ergebnisse. In diesem Rahmen positionieren sich drei Fallstudien zu Aushandlungen zwischen der Governance und der Autonomy der Migration: (1) beim Eintritt in das Flüchtlingsregime und der primären Statusaushandlung; (2) während Aushandlungsprozessen zwischen Institutionen und Individuen im Flüchtlingsregime sowie (3) beim Übergang in aufnehmende Gesellschaften mit neuerlichen Statusaushandlungen. Ansatz: Wir erarbeiten als internationales und interdisziplinäres Team Buchveröffentlichungen, Konferenzen, Konferenzbeiträge, Sammelbände sowie eine Website, um die Erträge an Fachöffentlichkeit sowie breiteres Publikum zu vermitteln. Zentral dabei sind die (weitgehend digitalisierten) Beständen der Arolsen Archives als größte Sammlung von Fallakten zu „displaced persons“ und „refugees“ der Nachkriegszeit – die bisher kaum systematisch ausgewertet worden ist. Diese Quellen werden in der -Analyse ergänzt durch Bestände aus anderen Archiven.Innovativität: Das Projekt verbindet Ansätze der reflexiven Migrationsforschung und der Gesellschaftsgeschichte und entwickelt so eine neue Sichtweise auf die Erfahrungen und Folgen einer Displacement-Krise, die stark geprägt hat, wie Gewaltmigration und Flucht heute wahrgenommen, verstanden und reguliert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
Mitverantwortlich Privatdozent Dr. Frank Wolff
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Kerstin Von Lingen
 
 

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