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Rekonstruktion von Meereis- und Wassertemperaturvariabilität, sowie Abflussraten des grönländischen Eisschildes in die Disko Bucht, Grönland

Antragsteller Dr. Steffen Hetzinger
Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465288540
 
Die globale Erwärmung wird zu großen Veränderungen in der Arktis führen, mit zunehmenden klimatischen, biologischen und sozialen Auswirkungen - auch in Regionen außerhalb der Arktis. Grönland ist besonders vom fortschreitenden anthropogenen Klimawandel betroffen. Beobachtungsdaten dokumentieren den rapiden Rückgang vieler Gletscher des grönländischen Eisschildes (GIS), die Abnahme der arktischen Meereisbedeckung, sowie deutlich zunehmenden Süßwassereintrag. Der Masseverlust des GIS trägt maßgeblich zum Anstieg des globalen Meeresspiegels bei, jedoch sind die Unsicherheiten in der Prognose zukünftiger Beiträge erheblich. Beobachtungsdaten sind in hohen Breiten oft nur für kurze Zeiträume vorhanden oder fehlen, was Vorhersagen erschwert. Modelle benötigen hochauflösende Daten früherer Variabilität um zu bestimmen wie schnell das GIS auf Erwärmung reagiert. Klimavariabilität in der Vergangenheit kann mit Proxy-Archiven rekonstruiert werden. Klimarekonstruktionen in hohen Breiten basieren zumeist auf terrestrischen Archiven, marine Archive sind in ihrer zeitlichen Auflösung stark begrenzt. Daher hat die Erforschung neuer hochauflösender mariner Klimaarchive höchste Priorität. Ziel dieses Projekts ist die Nutzung kalzifizierender koralliner Algen, die erst vor kurzem als neues subannuell-aufgelöstes marines Klimaarchiv erschlossen wurden. Koralline Algen wachsen inkrustierend am Meeresboden und können ein Alter von mehreren hundert Jahren erreichen. Durch die Beprobung langlebiger Individuen aus der Disko Bucht, Westgrönland, schliesse ich diese Datenlücke. Das Arbeitsgebiet liegt nahe des Jakobshavn-Gletschers, der in den letzten 20 Jahren den höchsten Masseverlust des GIS aufweist. Es bestehen jedoch erhebliche Wissenslücken bei der Abschätzung von Schmelz- und Gletscherabflussraten vor der Satellitenära. Langfristige dekadische-/multidekadische Variabilität, sowie zugrundeliegende Mechanismen und Prozesse, sind noch ungenügend erforscht. Die Hauptziele dieses Projekts sind: (1) Entwicklung der ersten jährlich-aufgelösten Rekonstruktion vergangener Meereswassertemperatur, saisonaler Meereisbedeckung, sowie des Süßwassereintrags in die Disko Bucht über die vergangenen Jahrhunderte mittels sklerochronologischer und geochemischer Analyse langlebiger Algenskelette, (2) Lieferung von Daten zur vorindustriellen natürlichen arktischen Klima- und Ozeanvariabilität, und (3) Rekonstruktion dekadisch- bis multidekadischer Variabilität in den Abflussraten des Jakobshavn-Gletschers und langfristiger Verbindungen zu Ozeanvariabilität und atmosphärischen Prozessen. Neue jährlich-aufgelöste marine Proxy-Zeitreihen aus den hohen Breiten sind von entscheidender Bedeutung, da sie die Datengrundlage bilden um Vorhersagen zukünftiger Änderungen der Kryosphäre zu verbessern, besonders im Hinblick auf anthropogene Erwärmungstrends. Dadurch können wichtige Steuerungsmechanismen besser erforscht werden, welche sowohl regionale, als auch globale Auswirkungen haben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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