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Koordinationsfonds

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439346934
 
Tiefgreifende Veränderungen in der Sozialstruktur beeinflussen soziale und politische Orientierungen. Sozialwissenschaftler stellen zunehmende politische Entfremdung und Polarisierung sowie neue Spaltungslinien fest, die etablierte Modi der Ressourcenverteilung und Repräsentation infrage stellen. Diese Trends mit den Verschiebungen in der Sozialstruktur in Einklang zu bringen, stellt ein Rätsel dar: Wie lässt sich die Vorstellung einer durchlässigeren Sozialstruktur mit dem Aufkommen großer sozialer und politischer Konflikte vereinbaren? Der Zusammenhang zwischen sozialstrukturellem Wandel und politischen Orientierungen ist komplexer als bisher angenommen. Wir verfolgen eine multidimensionale Mehrebenen-Perspektive und setzen uns kritisch mit vorhandenen Ansätzen auseinander. In der ersten RISS-Förderphase haben wir konzeptionelle, methodische und empirische Fortschritte erzielt, die unser Verständnis der Beziehung zwischen sozialstruktureller Rekonfiguration und abnehmender Kohäsion verbessern. Erstens: In Deutschland haben nur einige multidimensionale Gruppen seit 1980 größere soziale Mobilität erfahren, während andere auf Barrieren stoßen. Als Nächstes prüfen wir, ob sich ähnliche Trends in anderen europäischen Ländern zeigen und wie diese politisiert wurden. Zweitens: Unsere Ergebnisse zeigen, dass der gesellschaftliche Wandel neue Gruppen und Identitäten hervorgebracht hat, die für politische Konflikte mobilisiert werden. Wir haben Messinstrumente entwickelt, um diese Gruppen und ihre Orientierungen zu identifizieren, und wollen diese Methoden nun auf verschiedene Organisationen und nationale Kontexte anwenden. Drittens: Politische Konflikte, die sozialstrukturellem Wandel entspringen, gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht zwangsläufig. Vielmehr können sie die Anpassung an eine zunehmend heterogene Bevölkerung fördern. Entscheidend ist ein Gleichgewicht aus maßvollem Konsens, Vertrauen und Kooperation, das komplexen sozialen Gruppen ermöglicht, Forderungen nach neuen Formen sozialer Integration zu artikulieren. Wir haben ein Konzept sozialer Integration entwickelt, das diese Prozesse empirisch erfassbar macht und werden es auf die Länder Europas anwenden. Viertens: Unser theoretisches Modell sieht Organisationen als Filter des sozialstrukturellen Wandels, die individuelle und gruppenbezogene Ungleichheiten beeinflussen. Erste Ergebnisse stützen unsere Annahmen. Im nächsten Schritt untersuchen wir, wie Organisationen Gruppenidentitäten in unterschiedlichen sozialstrukturellen Kontexten politisieren. Die RISS-Forschungsgruppe vereint Forschende aus Soziologie, Politikwissenschaft und Informatik, um die Komplexität des sozialstrukturellen Wandels und seiner politischen Implikationen zu erfassen. Unser Ansatz erweitert Theorien zum Zusammenhang zwischen sozialstrukturellem Wandel und seinen Konsequenzen für individuelle und kollektive Orientierungen und verbessert das Verständnis unserer herausfordernden Zeit.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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