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Sprachen der russischen Diplomatie des 18. Jahrhunderts im europäischen Kontext

Antragsteller Dr. Vladislav Rjeoutski
Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465387972
 
Im Zentrum dieses Projekts stehen die Entwicklung sprachlicher Praktiken in der europäischen Diplomatie des "langen" 18. Jahrunderts und der Aufstieg des Französischen als der globalen Diplomatensprache. Es ist zwar ein Gemeinplatz, dass Französisch die Sprache europäischer Eliten im Allgemeinen war, doch wissen wir erstaunlich wenig darüber, wie sich dieser kulturelle Trend in eine tiefgehende Veränderung der Diplomatie niederschlug. Das Hauptziel des Forschungsvorhabens ist es, die Ursachen, das Tempo und die Mechanismen dieses Wandels zu erforschen. Dies wird u.a. helfen, ähnliche Prozesse in der heutigen Welt besser zu verstehen, in der "globale" Sprachen in einigen Berufsbereichen Realität geworden sind. Die meisten der bisherigen Untersuchungen zum Thema konzentrierten sich auf bestimmte westeuropäische Länder und spezifische kleine Zeiträume. Unser Projekt soll als erstes diese Veränderungen während des "langen" 18. Jahrhunderts aus einer breiteren Perspektive betrachten und die Aufmerksamkeit insbesondere auf Russland lenken. Der Fall Russland an der "Peripherie" Europas soll vor dem Hintergrund Preußens, des Habsburgerreiches, Schwedens und einiger anderen Staaten berücksichtigt werden. Eines der zentralen Themen dieses Projekts ist die Koevolution der sprachlichen Praktiken der Diplomatie, der Geselligkeit und der Bildung. Unser Ansatz besteht darin, die "professionellen" Sprachpraktiken von Diplomaten im Kontext ihrer kommerziellen, freimaurerischen und sozialen Kommunikation zu betrachten, die sich auf ihre Sprachwahl in der diplomatischen Korrespondenz auswirkte. Dies ist besonders im Fall der russischen Diplomaten von Bedeutung, die vor besonders großen Herausforderungen standen, indem sie versuchten, mit den verschiedenen kulturellen und sozialen Rollen fertig zu werden, die ein Diplomat im 18. Jh. zu spielen hatte, während diese Rollen im Zarenreich ein relatives Novum darstellten. Wir werden uns mit dem Sprachgebrauch in den verschiedenen Arten der diplomatischen Kommunikation, mit den Praktiken des Fremdsprachenstudiums, mit der ethnischen Zusammensetzung des diplomatischen Korps und mit den Auswirkungen seiner Vielfalt auf die Sprachen der Diplomatie befassen. Außerdem werden wir die Spannungen untersuchen, die durch das Aufkommen des Französischen als gesamteuropäischer Sprache der Diplomatie vor dem Hintergrund des aufkeimenden Protonationalismus entstanden, als die europäischen Nationen begannen, über ihre geschichtlichen Wurzeln nachzudenken und Maßnahmen zur Förderung ihrer eigenen Volkssprachen zu ergreifen (im Falle Russlands bedeutete dies z.B. den obligatorischen Gebrauch des Russischen durch Diplomaten in bestimmten Situationen). Unsere Untersuchung wird einen Beitrag zur Diskussion über die Entstehung der "modernen" Diplomatie in Europa leisten und helfen, die überkommene Vorstellung von dem Zentrum und der Peripherie in der europäischen diplomatischen Geschichte zu überdenken.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Russische Föderation
Partnerorganisation Russian Science Foundation, bis 3/2022
Kooperationspartner Igor Fedyukin, Ph.D., bis 3/2022
 
 

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